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Ruth Leiserowitz (Hg.)

Die unbekannten Nachbarn

Ruth Leiserowitz (Hg.)

Die unbekannten Nachbarn

Minderheiten in Osteuropa

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Die Erarbeitung dieses Buches erfolgte mit freundlicher Unterstützung der Robert Bosch Stiftung.

1. Auflage, Dezember 2013 (entspricht der 1. Druck-Auflage von September 2008)
© Christoph Links Verlag GmbH
Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32-0
Internet: www.linksverlag.de; mail@linksverlag.de
Umschlaggestaltung: KahaneDesign, Berlin
Satz: typegerecht, Berlin

Inhalt

Ruth Leiserowitz

Die unbekannten Nachbarn

Ein Mosaik der Minderheiten in Ostmitteleuropa

Polen

Ulrike Butmaloiu

Die belarussische Sprache ist vom Aussterben bedroht

Die weißrussische Familie Pawlowska im polnischen Zaluki

Minderheiten im heutigen Polen

Litauen

Vivi Bentin

Naleśniki und Piłsudski

Die Polen in Litauen

Minderheiten im heutigen Litauen

Lettland

Roland Stork

»Irgendwie sind wir alle Russen und irgendwie sind wir alle keine Russen.«

Die Familie Morosli in Riga

Minderheiten im heutigen Lettland

Estland

Alexandra Frank

Die Seto

Ein Leben zwischen Estland und Russland

Minderheiten im heutigen Estland

Deutschland

Melanie Longerich

Sorben in Deutschland

Familie Handrick in Wendischbaselitz

Minderheiten im heutigen Deutschland

Tschechien

Blahoslav Hruška

Kneifel – Ein Porträt des Landespatrioten als alter Mann

Leben und Meinungen des letzten deutschen Holzfällers im Riesengebirge

Minderheiten im heutigen Tschechien

Slowakei

Zuzana Kleknerová

Pätorak gehört zum Schlimmsten

Besuch in einer Roma-Siedlung

Minderheiten in der heutigen Slowakei

Slowenien

Veronika Wengert

Die Seeräuber aus den Bergen

Familie Žurćak – ein slowenisch-kroatisches Miteinander

Minderheiten im heutigen Slowenien

Ungarn

Nikola Richter

Friehrige Zeite

Die ungarndeutsche Familie Hammer in der »Schwäbischen Türkei«

Minderheiten im heutigen Ungarn

Rumänien

Laura Căpăţână Juller

Das Lächeln, das vom Untergang bedroht ist

Jüdisches Leben in Kronstadt

Minderheiten im heutigen Rumänien

Bulgarien

Diljana Lambreva

Die erzwungenen Namen

Râgenowo und die Kampagne von 1984

Minderheiten im heutigen Bulgarien

Anhang

Danksagung

Gesamtüberblick der Minderheiten

Literaturverzeichnis

Über die Herausgeberin und die Autoren

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Ruth Leiserowitz

Die unbekannten Nachbarn

Ein Mosaik der Minderheiten in Ostmitteleuropa

Seit dem 21. Dezember 2007 können wir aus Deutschland ohne eine einzige Passkontrolle bis in die estnisch-russische Grenzstadt Narva reisen, in das galizische Medyka bis kurz vor das ehemalige Lemberg, nach Košice und weiter bis an die Waldkarpaten oder an die kroatische Grenze. Wir können nun einen größeren europäischen Raum in Richtung Osten und Südosten barrierefrei durchqueren. Dabei bewegen wir uns nun durch ein Territorium, das wir als Aneinanderreihung unterschiedlicher Staaten betrachten und kaum als Ganzes. Wir können es kaum als Einheit wahrnehmen, da es in dieser Gestalt bisher nicht in unserem Gesichtsfeld lag. Verbindet die zahlreichen verschiedenen Länder Polen, Tschechien und die Slowakei mit Ungarn und den drei baltischen Staaten etwas Gemeinsames, das über die Klammer der sowjetisch geprägten Ostblockerfahrung hinausreicht? Ja, es gibt verbindende Elemente und Phänomene. Eines, das alle jetzt miteinander teilen, ist die Gemeinschaft des europäischen Raumes. Hier ist die Grundlage für eine gleichberechtigte Nachbarschaft in Europa gelegt worden, die jetzt allmählich entstehen kann. Hier haben wir den geographischen Raum, in dem sich die »Unvereinigten Staaten von Europa« (so der Filmemacher Cédric Klapisch) entfalten können. Ein weiteres herausragendes und verbindendes Phänomen ist die Existenz zahlreicher Minderheiten in allen diesen osteuropäischen Ländern. Ihr Leben, ihre Kultur und Geschichte haben viele kleine mittel- und osteuropäische Winkel und Regionen über lange Jahrhunderte geprägt, bereichert und auch miteinander verbunden. Gerade durch sie wurde Osteuropa einstmals zu einer vielfarbigen und kulturell reichen Landschaft. Die Vielfalt dieser Kulturen, ihre Heterogenität, ihre reiche Differenziertheit und ihre Verwobenheit bewirkten eine einzigartige Pluralität, die in der Mitte des letzten Jahrhunderts zerstört wurde. Zusätzlich geriet das Wissen über dieses ehemalige dichte kulturelle System in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in fast vollständige Vergessenheit. Wie konnte das geschehen?

Der Leser des vor uns liegenden Bandes wird nach der Lektüre mehr Fragen als Antworten haben und er wird beginnen zu begreifen, dass das östliche Europa durch den Zweiten Weltkrieg und in dessen Folge weitaus tiefgehender beschädigt und verändert wurde, als gemeinhin angenommen wird. Nach diesem Krieg konnte Ostmitteleuropa zu keiner wie auch immer gearteten oder vorgestellten Normalität zurückkehren, denn der Eiserne Vorhang riss Regionen auseinander, die jahrhundertelange enge Beziehungen gepflegt hatten. Es kam nicht nur zu einer einfachen Teilung Europas bzw. Abschottung des nun entstandenen sowjetischen Blockes. Die UdSSR riegelte sich inklusive der von ihr besetzten Gebiete, der nun entstandenen estnischen, lettischen, litauischen und moldawischen Unionsrepublik fast hermetisch von den übrigen Staaten ab, so dass Ostmitteleuropa gleich mehrfach auseinandergerissen wurde und die zahlreichen lebendigen Kommunikationsstränge, die konstitutiv für das gesamte östliche Europa gewesen waren, brachgelegt wurden. Zusätzlich zu der Unterbindung der Kommunikation kam es aus weiteren Ursachen zu grundlegenden Veränderungen im Profil dieses Teils von Europa. Denn große und deutlich wahrnehmbare Minderheitengruppen waren nach 1945 nicht mehr existent. Die osteuropäischen Juden waren fast vollständig umgebracht worden, die deutsche Minderheit war am Ende des Zweiten Weltkrieges geflohen, wurde wie in Rumänien und Ungarn zum Teil in das Innere der Sowjetunion deportiert oder während des darauffolgenden Jahrzehnts unter wechselnden Umständen mit zeitweise drastischen Methoden ausgesiedelt. Auch die polnische Minderheit wurde aus den östlichen Gebieten, die nun zur UdSSR gehörten, vertrieben. Diese polnischen Vertriebenen fanden sich plötzlich in den neuen polnischen Nord- und Westgebieten, in Ostpreußen, Schlesien und Pommern wieder. Die Reste der noch existierenden Minderheiten sollten sich nach dem Willen der neuen Machthaber nicht oder nur äußerst marginal artikulieren können. Die Umstände der unterschiedlichen Umsiedlungsaktionen durften zumeist in der Gesellschaft weder öffentlich thematisiert noch gar debattiert werden. In diesem Zusammenhang gerieten auch die Erinnerungen an die ehemaligen Heimatregionen zu politisch missliebigen Themen. Häufig wurden die Umgesiedelten auch politisch diffamiert und von vornherein mit dem Etikett des Revanchismus belegt. So versuchten sie zumeist, sich den neuen Verhältnissen anzupassen, was vorrangig bedeutete zu schweigen, seine eigene Herkunft zu verschweigen. Das führte mehrheitlich dazu, dass Kindern und Enkelkindern nur noch dürftige Kurzfassungen der Familiengeschichte vermittelt wurden. Ganze europäische Regionen wie beispielsweise die Waldkarpaten, Ostpreußen, das Sudetengebiet oder die »schwäbische Türkei« in Südungarn gerieten aus dem Blickfeld und wurden allmählich zu weißen Flecken in der europäischen Geschichte. In einigen Ländern, wie in den baltischen Sowjetrepubliken, kam es auch zur Zuwanderung neuer Minderheitengruppen, die sich teilweise ebenfalls nicht zu artikulieren wagten, denn vielfach bot die Teilnahme an einem der sowjetischen Neubesiedlungsprogramme die Möglichkeit, einer politisch bedrohlichen Situation am bisherigen Heimatort zu entkommen. So flohen Juden Ende der 40er Jahre aus politischen Brennpunkten der Sowjetunion in das abgelegene Kaliningrad, um antijüdischen Kampagnen zu entgehen, oder weißrussische Bauern meldeten sich für den Aufbau von Kolchosen im ehemaligen Memelland, um dem Partisanenkrieg in Ostlitauen zu entfliehen. Damals einte die verschiedenen alten und neuen Minderheiten in Ostmitteleuropa vor allem das Gefühl, schweigen zu müssen.

Selbst die Minderheiten, die das zweifelhafte Glück hatten, in der Nachkriegszeit offiziell anerkannt zu sein, mussten sich der jeweiligen Politik anpassen. Sie durften nur gewisse, ideologisch nicht belastete Teile ihrer Geschichte und Kultur pflegen, was eine Einschränkung ihrer kulturellen Arbeit bedeutete. Sie mussten sich mit der stetigen staatlichen Kontrolle arrangieren und liefen darüber hinaus ständig Gefahr, sich vom Staat instrumentalisieren zu lassen.

Es kam in einem Großteil der nun entstandenen Ostblockstaaten zu einer oberflächlichen nationalen Homogenisierung. Ethnische Minderheiten galten als rückständige Überreste, die die sozialistische Entwicklung rasch überwinden könne. Die verordnete Orientierung nach Moskau und der verstohlene und sehnsüchtige Blick in Richtung Westen bewirkten auf längere Dauer eine habituelle Schizophrenie. Als es in der Mitte und Ende der 1950er Jahre Möglichkeiten zur Ausreise nach Deutschland und Israel gab, verließen vor allem Deutsche und Juden ihre Heimat, in der sie sich nicht mehr zu Hause fühlten. Diese Entscheidungen führten häufig zur Trennung ganzer Familienverbände und erwiesen sich als bestimmend für das ganze weitere Leben. Die Geschichte der Ausreise und ihrer Folgen ist bis heute nicht erzählt worden. Die Ausgereisten schwiegen, um ihre Angehörigen, die dortgeblieben waren, nicht zu kompromittieren. Die Dagebliebenen blieben als geschrumpfte Minderheit sprachlos zurück und versuchten, sich mit der neuen Lage zu arrangieren.

Das östliche Europa war über einen Zeitraum von 45 Jahren zerstückelt wie nie zuvor in seiner Geschichte. Der Blick auf die politische Landkarte, der einen großen roten Block zeigte, trog. In Wirklichkeit verbargen sich dahinter einzelne Fragmente, fein säuberlich voneinander durch Stacheldraht abgetrennt. Fast jeder Kontaktversuch der Bevölkerung wurde lange Zeit zusätzlich aufgrund komplizierter Ein- und Ausreisebestimmungen und -mechanismen erschwert. Europäische Nachbarschaft im Sinne von normalen Kontakten zwischen Nachbarländern konnte sich nicht entwickeln. Europa existierte somit nur noch in der Erinnerung oder auf der abstrakten Landkarte im Atlas. Der begrenzte Raum und die mangelnden Erfahrungen (im wahrsten Sinne des Wortes) führten im Laufe der Zeit auch zur Beschränkung der individuellen Vorstellungen. Ethnische Vielfalt war nur noch begrenzt denkbar. In den Zeiten, in denen Losungen zu hören waren wie: »Wer nicht für uns ist, ist gegen uns«, in denen das strikte Prinzip des Entweder-oder herrschte, gab es keinen Platz für Doppel- oder Mehrfachidentitäten. Wie hätte jemand plausibel erklären können, dass er sich als Deutscher und Este fühlt, als Kroate und Ungar? Solche Denkmuster waren in jener Zeit nicht vorgesehen.

Wie äußerte sich das im sozialistischen Alltag? In den vielen neuen Siedlungen der rasant wachsenden osteuropäischen Städte lebten Tür an Tür sehr unterschiedliche Familien, die hier in den großen neuen Betrieben Arbeit und gleich nebenan in den Plattenbauten ihr neues Zuhause gefunden hatten. Die Nachbarn kannten sich, sie halfen sich gegenseitig aus, stritten sich manchmal und feierten zusammen. Dabei wussten sie einiges voneinander, aber häufig auch nicht zu viel. Natürlich hörten die Hausbewohner, dass der eine unter ihnen einen anderen Dialekt sprach, wussten, dass die Großmutter aus dem Parterre Kuchen nach einem seltenen Rezept buk, den alle im Treppenaufgang sehr schätzten, und die Familie von ganz oben an Tagen Feste feierte, zu denen niemand anderem ein Anlass eingefallen wäre. Es war bekannt, dass die eine Nachbarin im Nebenaufgang ungewöhnliche, sehr aparte Tischdecken häkelte und der Hausmeister, wenn er mit den anderen Männern angeln ging, eine Schachtel mit ganz eigenen selbst zubereiteten Ködern mitnahm. Untereinander registrierten sie diese Unterschiede, aber sie verloren nie zu viele Worte darüber. Private Erinnerungen konnten in jener Zeit in den Ostblockstaaten den Geruch des Subversiven haben. Wer wollte damals schon genau wissen, woher die anderen kamen? Dann hätten auch die Umstände der Wege bis hier in die Neubausiedlung beschrieben werden müssen, dann hätte es die Notwendigkeit gegeben, alles das zu kommentieren, dann wäre das Gespräch politisch geworden. Ethnische Minderheiten hatten damals keine Lobby und darum wurde selbst im halböffentlichen Raum, in der Nachbarschaft verschwindend wenig darüber geredet. Die ethnische Identität existierte zu weiten Teilen nur noch innerfamiliär, hinter geschlossenen Türen. Die Kinder schämten sich, ihre Familiensprache, ihren Dialekt offen zu sprechen. Sie wollten lieber so sein wie alle oder wenigstens nicht auffallen.

Im Allgemeinen gingen die Politiker der 60er und 70er Jahre davon aus, dass die ethnischen Minderheiten im Laufe des Aufbaus des Sozialismus allmählich ihre Andersartigkeit vergessen und in der Gesellschaft aufgehen würden.

Ende der 80er Jahre kam es mit geringen Zeitverschiebungen in allen ostmitteleuropäischen Staaten zum politischen Aufbruch. Zeitgleich führte die Lockerung der Zensur dazu, dass die Geschichte des 20. Jahrhunderts in allen Ländern gesichtet wurde. In der Presse und in zahlreichen neu gegründeten Vereinen artikulierten sich nun auch erst zögerlich, aber zusehends immer vernehmlicher Vertreter zahlreicher Minderheiten. Forderungen zur Tilgung der »weißen Flecken« in der Geschichtsschreibung, zur Benennung erlittenen Unrechts und zur »Entlügung« der Geschichte gerieten zu wesentlichen Bestandteilen im politischen Engagement gegen das sowjetische System. Dazu gehörten auch Geschichten von Vertreibung, Aussiedlung, Neuansiedlung und Ausreise. Die Vertreter der Minderheiten, die sich endlich artikulieren durften, gründeten Vereine und begannen mit ihrer Arbeit, wobei sie aber zumeist die staatsbürgerlichen Interessen ihres jetzigen Heimatlandes vertraten. Plötzlich begannen sich wieder Stränge eines ehemals dichten kulturellen Textes zu formieren. Dieser kurze Zeitraum zwischen 1988 und 1990 stellte für nahezu alle Angehörigen der ostmitteleuropäischen Minderheiten eine Zäsur dar und war von einer ungeheuren Aufbruchsstimmung geprägt. Dabei darf aber nicht unterschlagen werden, dass es auch Personen gab, die an keine bleibende Änderung der Verhältnisse glauben mochten und die erste Lockerung der Reiserestriktionen nutzten, um eine ungeliebte Nachbarschaft aufzugeben und das Land, in dem sie sich gefangen fühlten, für immer zu verlassen.

Wie erlebten die Bürger vor Ort diese Veränderungen? Häufig waren sie im ersten Moment befremdet, ja sogar schockiert, als sie erlebten, dass die Nachbarin eine unbekannte selbst genähte Fahne zum Fenster hinaushing, der Hausmeister Meetings mit einigen Freunden organisierte, die Enkel aus der Parterrewohnung im Keller Flugblätter in einer anderen Sprache druckten und für die Familie von oben eines Tages ein Überseecontainer für den Umzug vor der Tür stand. Ein Gefühl von Fremdheit kam auf, häufig auch gepaart mit Misstrauen. Die Gemeinschaft der letzten Jahre und Jahrzehnte schien zu zerfallen. Plötzlich gab es zwischen den Nachbarn zahlreiche kleine Unterschiede, die jetzt sogar mit Stolz präsentiert wurden. Viele glaubten jetzt, in den langjährigen Nachbarn Unbekannte zu erblicken. Es fiel ihnen schwer, die neu entstehenden Differenzen auszuhalten, umso mehr, als sie in solchen Dingen nicht geübt waren. Wie lässt sich über Nacht Pluralität erlernen und noch dazu ausgerechnet in einer Situation, da einen selbst die gerade stattfindende »Rückkehr« der eigenen Nation begeistert?

In der heißen Phase der Unabhängigkeitsbewegungen, der Revolutionen mit all ihren verschiedenen Adjektiven (von der »samtenen« bis zur »singenden« ...) standen die meisten Nachbarn noch einmal gemeinsam nebeneinander auf Straßen, Plätzen und an einigen Stellen auch an Barrikaden. Es herrschten kollektiver Enthusiasmus und Masseneuphorie. Der Wunsch nach einer neuen, unabhängigen Regierung und dem Abzug der sowjetischen Truppen einte für einen kurzen Zeitraum alle. Trotzdem blieben die Fragezeichen. Wollten die Nachbarn wirklich das Gleiche? Wollten sie sich tatsächlich in den neuen Staat einbringen oder vertraten sie bereits andere Interessen? Der ersten Irritation folgte ein weiterer zeitweise recht verhängnisvoller Irritationssprozess. Jetzt glaubten viele Bürger der neuen (und wieder) unabhängigen Staaten, dass ihre Nachbarn, die andere Wurzeln hatten, doch nun, da es keine Reisebeschränkungen mehr gäbe, in die Heimat zurückgehen dürften. Die weißrussischen Familien aus Polen könnten nach Weißrussland, die russischen Bürger aus Riga nach Russland, die deutschen Bauern aus Ungarn nach Deutschland. Auch jetzt verkannten sie das Wesen einer ethnischen Minderheit, da sie glaubten, dass die ausschließliche und richtige Heimat jeder nationalen Gruppe in dem Staat ihrer Nation sei. Sie glaubten an das Mysterium der Einheit des Volkes. Nicht wenige Bürger, die keine Angehörigen der Staatsnation waren, durchlitten damals eine Identitätskrise, denn immer wieder bekamen sie aus ihrer nächsten Umgebung zu hören, dass sie doch in ihre Heimat zurückgehen sollten. Dahinter stand ebenfalls die latente Furcht vor Doppelidentitäten. Erschwerend wirkte, dass den Angehörigen der Minderheiten plötzlich alle Stereotype zugedacht wurden, die in Bezug auf das Land ihrer nationalen Zugehörigkeit kursierten. Immer wieder mussten sich die Einzelnen erklären, versichern, dass ihre Heimat vor Ort sei und dass sie sich beispielsweise als Weißrusse in Polen fühlten, als Russe in Lettland oder als Deutscher in Ungarn, eben als Ungarndeutscher. Die Situation gestaltete sich Anfang der 90er Jahre bisweilen kompliziert, da es nahezu in keinem der wieder entstehenden Nationalstaaten eine Strategie für die nächste Zukunft gab. Überall ließen sich Politiker von der Erinnerung an die frühere nationale Existenz leiten, schöpften mangels Alternativen aus dem nationalen Modell ihres Vorkriegsstaates. Diese starken Rückwärtsorientierungen brachten Anachronismen mit sich und auch gewisse Gefahren. Die Zwischenkriegszeit war bis dahin nie diskutiert worden, denn aus politischen Gründen galt sie in der sowjetischen Ära als absolutes Tabuthema. Somit mangelte es an umfassenden einordnungsfähigen Kenntnissen über diese Periode und ihre verschiedenen Kontexte. Auf dieser Vorlage erfolgte während der ersten Jahre in einigen Bereichen eine recht blinde Verherrlichung der politischen Geschichte der Vorkriegszeit. Damit verbunden lebten auch alte Traumata auf, wie das der Ungarn vor dem Hintergrund von Trianon, der Litauer, die sich an den Wilnakonflikt erinnerten, usw. Dabei versäumte es die jeweilige Mehrheitsgesellschaft nicht, die Minderheiten mit diesen erlittenen Verletzungen erneut zu konfrontieren, wodurch es zu vielfachen Spannungen kam. In einigen Ländern kam es zu Auswüchsen einer vergleichenden Martyrologie. Dabei gingen deren Wortführer davon aus, dass ihre eigene Nation in den letzten 60 Jahren weit mehr als andere Nationen und ethnische Minderheiten gelitten habe. Um diesen Anspruch des größten Leides zu untermauern, zögerten sie nicht, diese mit arithmetischen Argumenten zu untermauern bzw. »aufzurechnen«. Glücklicherweise kam es in den darauffolgenden Jahren in den meisten Fällen zu einer Entspannung, da die meisten Regierungen mit ihren Nachbarstaaten bilaterale Verträge abschlossen, in denen u. a. deklariert wurde, dass die gegenseitigen Verhältnisse geklärt sind, und sich beide Partner zum Schutz der jeweiligen Minderheiten verpflichteten. Diese Nachbarschaftsverträge auf Staatsebene stabilisierten in gewisser Weise auch die Situation vor Ort. Analog zu den Politikern, die sich auf dem Fernsehbildschirm die Hand reichten, saßen die jeweiligen Nachbarn vor dem Fernseher, tranken gemeinsam ein Gläschen und zwinkerten sich zu.

Es zeichnet die Angehörigen der ethnischen Minderheiten in der Regel aus, dass sie außer der Staatssprache noch mindestens eine Familiensprache beherrschen und darüber hinaus mit verschiedenen Kulturen vertraut sind. Sie können die Symbole der anderen Kulturen lesen und verstehen, ebenso deren Alltagsrituale, sie wissen, welche Worte, Bilder und Gesten den anderen wichtig sind. Sie haben auch einen wachen Blick auf kulturelle Unterschiede, können sie sehen, deuten und auch vermitteln. Manchmal schlägt sich diese Offenheit in der eigenen Biografie nieder. So kann der Leser hier die Geschichte der weißrussischen Polin Grażyna Danesh lesen, die in Bulgarien studierte und ihren Mann Mohammed von dort mitbrachte. Die Verhaltenskompetenz von Personen wie Grażyna strahlt auf das Umfeld aus. Sie ist nicht das einzige Beispiel für angewandtes interkulturelles Wissen. Der Kroate Danijel in der Reportage über Slowenien drückt es wie folgt aus: »Ich sage immer, dass es nicht ausreicht, in Novo Mesto zu wohnen. Man muss mit der Stadt leben, nicht nur in ihr.« Er hat sich vollkommen auf seine slowenische Wahlheimat eingelassen, engagiert sich sogar im Gemeinderat. (Allerdings – und das zeigt die bittere Geschichte der Roma von Rudňany deutlich – können die Kompetenzen nur eingebracht werden, wenn es nicht zu massiven Ausgrenzungen kommt.)

Ganz allmählich begriffen Behörden und Institutionen, dass interkulturelle Kompetenzen, sei es auf Dorf-, Kreis- oder Regierungsebene, ein zu nutzendes Potential darstellen. Nach und nach setzte bei den Bevölkerungen der Länder ein Denkprozess ein, innerhalb dessen überhaupt Multipolaritäten und Mehrfachidentitäten vorstellbar wurden. Doch innerhalb dieses »Öffnungsprozesses« wurde auch deutlich, dass nur wenige wussten, warum bei ihnen auch Bürger mit anderen Sprachen und Kulturen leben. Es wurde deutlich, dass die Geschichte(n) der Minderheiten und ihrer kulturellen Verschränkungen mit den jeweiligen Ländern zum größten Teil verschüttet sind und einer gründlichen Aufarbeitung bedürfen.

Das Bild der ehemaligen Minderheitenregionen wurde in den 1990er Jahren noch vorwiegend von außen bestimmt. Es erzählten diejenigen, die nicht mehr dort lebten, oder diejenigen, die es als Außenstehende bereist hatten. Nur langsam und bruchstückhaft wurde und wird einer breiteren Öffentlichkeit bewusst, welche kulturelle Vielfalt in ihrer Heterogenität und reichen Differenziertheit in Ostmitteleuropa seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zerstört wurde. Erst allmählich wird klar, dass das kulturelle Gedächtnis dieses Teils des Kontinents vor allem durch Vielfalt, Ambivalenz und überaus starke Verflechtungen charakterisiert wird. Die unzähligen Einflüsse sind über Jahrhunderte ganz unterschiedliche Symbiosen eingegangen, die sich auf ebenso unterschiedliche Weise – wirtschaftsgeschichtlich, architektonisch und nicht zu vergessen auch bildungsbiografisch – niederschlugen.

Wer heute durch das östliche Europa reist und sich dabei nicht nur von Hauptstadt zu Hauptstadt bewegt, sondern einige der zahlreichen Grenzregionen in Augenschein nimmt, dem fallen trotz der übergeordneten kulturellen Zeichen, die gewissermaßen als Klammer fungieren, Differenzen und Alteritäten ins Auge. Hier und dort deutet eine Landschaft an, dass in ihr Mehrfachidentitäten und Multipolaritäten ihr Zuhause haben, weisen darauf hin, dass es Verflechtungen zur Nachbarschaft gibt. Auch in den osteuropäischen Hauptstädten lassen sich die kulturellen Verschränkungen aufzeigen. Hier fallen zuerst die »versteinerten« Formen ins Auge, die Baudenkmäler. Es sind vor allem die unterschiedlichen Gotteshäuser, die sich erhalten haben. Jetzt kann der Reisende, nicht mehr durch Schlagbäume und Kontrollprozeduren behindert, beginnen, Ost- und Mitteleuropa als einen kulturellen Text zu lesen. Genau hier stellt sich eine Aufgabe für die historische Forschung: Es gilt, Abschied von einer nationalstaatlich geprägten Forschungsperspektive zu nehmen und die Geschichte des osteuropäischen Raumes zu einer multiperspektivischen Erzählung zusammenzufügen. Dazu gehören die Geschichten der anderen Ethnien in den verschiedenen Ländern. Der bisher vorherrschenden Beschreibung einzelner Gruppen, die sie als eher isolierte Einheiten erscheinen lassen, ist künftig eine Gesamtschau vorzuziehen, bei der auch die Verflechtungen untereinander und in deutlichen Abgrenzungen voneinander sichtbar werden. Erst dadurch wird es möglich sein, die Produktivität und auch die Konflikte ihrer internen Differenzen aufzuzeigen.

Das Streben der ostmitteleuropäischen Staaten in die Europäische Union erwies sich als ungemein förderlich für die Akzeptanz der ethnischen Minderheiten. Im Zuge der Erfüllung der Brüsseler Aufnahmekriterien wurden Garantien für ihre eigene Minderheitenexistenz im jeweiligen Land neu befestigt. Mit der Aufnahme in die Union fühlen sie sich deutlich als Teil Europas, Teil einer großen kulturellen Verflechtung.

In den letzten zehn Jahren haben mehr als je zuvor Wanderungsprozesse eingesetzt; auch in den Reportagen der Autoren finden sie bereits Erwähnung. Die Migrationsströme ziehen durch Europa und darüber hinaus. Junge Balten arbeiten in Irland und Großbritannien, Polen in Deutschland und Frankreich, Rumänen in Portugal und Israel. In Rumänien sind inzwischen mehrere Tausend chinesische Arbeitsmigranten angekommen, in Polen arbeiten zahlreiche Ukrainer. Die Verflechtungen der verschiedenen Bevölkerungen nehmen zu. Dabei sind auch jene Erfahrungen prägend, die die Migranten von zu Hause mitbringen. Wer zu Hause Anderssein erlebt hat, wer je die Produktivität kultureller Differenz erfahren hat, wird mit den neuen Realitäten souveräner umgehen können.

In den letzten Jahren haben wir uns daran gewöhnt, dass in den osteuropäischen Staaten ein enormes Tempo vorgelegt wurde. Jetzt, nachdem das Nahziel, der Beitritt in die EU, erreicht ist, können die neuen Mitglieder erst einmal aufatmen, sie orientieren sich in der neuen Situation und beginnen, sich in diesem vergrößerten Europa, an diesem gemeinsamen Ort einzurichten und einzugewöhnen. Es ist ein europäischer Raum, der von seinen großen Verschiedenheiten lebt und dem eine große Dynamik innewohnt. Hier haben sich kulturelle Hierarchien verschoben oder ihre Bedeutung eingebüßt. Dafür werden andere Räume wirksam. Alle Minderheiten präsentieren sich heute im Internet; zu den Ersten, die sich hier positionierten, gehörten übrigens die Roma. Es sind spannende Zeiten für neue Nachbarschaften.

Quellenhinweis

Die Übersichten zu den Minderheiten der jeweiligen Länder fußen auf Dokumentationen von Alexandra Frank (Estland), Alina Gromova (Rumänien /Bulgarien), Tanja Petrović (Slowenien), Carmen Schmidt (Litauen), Peter Šoltés (Slowakei), Andrea Stritz (Lettland), Balint Varga (Ungarn), Stefan Zwicker (Tschechien), auf Informationen aus den aktuellen Selbstdarstellungen von Minderheitenorganisationen und -vereinen sowie aus Verlautbarungen der zuständigen Regierungsorganisationen der jeweiligen Länder und Informationen aus der Euromosaik-Studie der Europäischen Gemeinschaft. (http://ec.europa.eu/education/policies/lang/languages/
langmin/euromosaic/
) Die Artikel »Ungarn und Roma in der Slowakei« sind von Peter Šoltés verfasst worden.

Polen

Ulrike Butmaloiu

Die belarussische Sprache ist vom Aussterben bedroht

Die weißrussische Familie Pawlowska im polnischen Zaluki

Ein Schnapsglas macht die Runde. Auch Walentina Pawlowska nippt am Selbstgebrannten, der im Nachgeschmack eindeutig die Birnen verrät, aus denen er gemacht ist. Mit der rechten Hand reicht die 74-Jährige das Getränk weiter, greift einen Plastikbecher mit süßem Brombeersaft, trinkt einen großen Schluck daraus und schiebt ein Stück Brot mit Speck und Sülzwurst hinterher. Ihre Linke umschließt währenddessen immer noch ihr Kopfband mit den roten und schwarzen Ornamenten. Sie will es nicht aus der Hand legen, als könnte das dicht bestickte Tuch eine Verbindung schaffen zu ihrem Auftritt mit dem Folklore-Chor »Kalina«: Vor zehn Minuten noch hat Walentina mit 14 Frauen und zwei Männern in Trachten auf der Bühne gestanden und weißrussische Volkslieder vorgetragen. Für rund 500 Gäste haben sie gesungen beim Festival des weißrussischen Liedes »Belarusskaja pesnja«. Fast jeder Platz war besetzt im Saal des Klubhauses »Garnisonowa« am Rand von Białystok, der Hauptstadt der Wojewodschaft Podlaskie, ganz weit im Osten Polens.

»Wir müssen anstoßen«, fordert Walentina die Umstehenden in der sanften Melodie des hier heimischen weißrussischen Dialektes auf. Die weichen Zischlaute und das tief im Rachen rollende »R« purzeln lebhaft zwischen ihren schmalen Lippen mit den unzählbar vielen Falten hervor. Alle Mitglieder des Chors reden im Gang zur Garderobe durcheinander. Die Älteste von ihnen ist 76, die Jüngste 40 Jahre alt. Schnapsglas, Saft und Brot wandern durch die Hände der Volkssänger aus Zaluki, aus jenem 800-Seelen-Ort zwischen Białystok und der weißrussischen Grenze, in dem Walentina aufgewachsen und alt geworden ist. Sie warten, bis alle 22 Ensembles ihre Vorführung beendet haben. Eine knappe Stunde später verliest die Jury das Ergebnis: In der Kategorie »Klassischer Chor« geht Platz drei an Zaluki. Mit dem Lied »Wischnowij sad«, einer Hommage an den Kirschgarten, hat sich »Kalina« die Teilnahme am Wojewodschaftswettbewerb gesichert.

Nun schälen sich die Damen langsam aus ihren langen Röcken, deren bunter Saum bis zum Boden reicht. Im provisorischen Umkleideraum streifen sie Hemden und Pullover über, Spitzenschürzen und Rüschenblusen verschwinden im Gepäck. Walentina hat alle diese Kleider selbst entworfen, geschneidert und bestickt. Auch das Motiv hat sie sich ausgedacht. Es ist den Farben und Mustern nachempfunden, die seit Jahrhunderten Haustüren, Fensterläden und Pfosten zieren, die auf Tischdecken oder Tüchern in fast jedem weißrussischen Haus zu finden sind. Häuser, wie es sie in dieser Region so viele gibt.

Müde, aber zufrieden versammeln sich die »Kalina«-Sänger mit roten Wangen um einen altersschwachen hellblauen Reisebus. Das Fahrzeug wird sie aus der 300 000-Einwohner-Stadt hinausfahren und zurück nach Zaluki bringen. Einzig das jüngste Mitglied im Chor, Walentinas Tochter Grażyna Danesh, und deren 16-jährige Tochter Sarah verabschieden sich und fahren mit ihrem weißen Kombi zur nächsten Tankstelle. Grażyna hält an einer Zapfsäule etwas abseits, dort, wo sie umweltfreundlich Flüssiggas tanken kann. »Fast 500 Euro hat der Umbau gekostet«, sagt sie und erklärt fachmännisch das neue Tanksystem des Familienautos: »Wenn der Motor heiß genug ist, schaltet er automatisch auf Gasbetrieb um.« Das spart Geld und bringt außerdem noch Punkte auf ihrer Kundenkarte.

Nach wenigen Minuten ist der Gastank im Kofferraum voll. Grażyna kauft noch etwas Gebäck und will dann schnell nach Hause, ihr Mann und die beiden Söhne warten. Ihr Jüngster, Daniel, ist gerade mal sechs Jahre alt und kommt in wenigen Wochen in eine Vorschulklasse. Den 14-jährigen Darius ruft die Familie schon jetzt »Professor«, nicht zuletzt, weil ihn der dicke Rand seiner schwarzen Brille so seriös ausschauen lässt. Wie Sarah geht er auf ein Gymnasium. Damit die Kinder nicht so lange Schulwege haben, sind die Daneshs vor einem Jahr aus Zaluki weggezogen.

»Das Leben in der Stadt gefällt uns nicht«, sagt Grażyna, während sie das Auto durch ein Viertel mit neuen Plattenbauten lenkt. Fußweg und Straße sind gepflegt, der Eingang zu ihrem Fünfgeschosser sauber. Eine Nachbarin begleitet Mutter und Tochter schwatzend die Treppe hinauf, an ihrer Wohnungstür in der dritten Etage endet das Gespräch. »Die Nachbarn wissen nicht, dass ich Weißrussin bin. Das ist auch egal!«, sagt Grażyna schnell. Dass ihr Mann aus dem Iran stammt und seine acht Geschwister in Spanien, der Schweiz und in Kuwait leben, das wissen alle. »Die Mehrheit hält uns für gute Leute, wir haben keine Probleme mit den Nachbarn.«

Es gibt aber einige, denen sind Weißrussen unangenehm. »Bei vielen Leuten heißt es: Wenn du orthodox bist, dann bist du schlecht«, bedauert Grażyna. Sie erinnert sich an jene Szene, als eine Kollegin in ihrem Büro über eine Kundin schimpfte: »Kein Wunder, sie ist ja eine Orthodoxe!« Als sie erfuhr, dass auch Grażyna orthodox ist, sei sie fassungslos gewesen. »Sie wollte einfach nicht wahrhaben, dass wir normale Menschen sind. Die meisten Weißrussen kennen das und bemühen sich daher, ihre Herkunft zu verbergen«, meint Grażyna. »Sie meiden alle Probleme, das ist typisch für die Stadt.« In ihrem Heimatdorf gibt es das nicht.

Grażyna hat viel in Geschichtsbüchern gelesen und nie richtig verstanden, warum viele Weißrussen ihre Wurzeln leugnen. Dabei leben ihre Vorfahren seit Menschengedenken hier in dieser flachen Landschaft mit den dichten Wäldern und den vielen Seen. Im Großfürstentum Litauen war ihre Sprache fast 200 Jahre offizielle Verwaltungssprache. Zwischen Warschau und Minsk, von Vilnius bis Kiew wurden auf Belarussisch Gesetze verfasst und Chroniken geschrieben. Es wurde belarussisch gedichtet und gereimt, und sogar das Neue Testament wurde in diese ostslawische Sprache übersetzt. Erst als sich 1569 Litauen mit dem Königreich Polen zusammenschloss, wuchs die Rolle des Polnischen. In der Rzeczpospolita, dem neuen Staat auf der politischen Landkarte Europas, redete die belarussische Stadtbevölkerung nun immer häufiger polnisch. Ihre einst blühende Schrifttradition ging endgültig zu Ende, als der Warschauer Reichstag 1696 das Belarussische in der Öffentlichkeit verbot. Heute steht die Sprache auf der Roten Liste der Unesco: Sie ist vom Aussterben bedroht.

Doch Grażynas Weißrussisch ist nicht jenes, das sie in Büchern liest oder in der Schule gelernt hat. Ihr Dialekt ist gefärbt von einem Mix aus Litauisch, Polnisch und Belarussisch, ab und zu verirrt sich eine ukrainische Vokabel ins Gespräch. »Jedermann hört, dass ich von hier bin«, sagt sie. Die Weißrussen in der Region Podlaskie nennen ihre Sprache »swoja mowa«, unsere Sprache, kurz Swoja genannt. Sie ist hier eine der drei aktiven Sprachen, existiert allerdings nur in gesprochener Form. Swoja ist die eigentliche Muttersprache der polnischen Belarussen. Mit ihr ist Grażyna aufgewachsen.

Das Sprachgewirr ist komplett, wenn Daniel, Darius und Sarah in den Ferien durch das Haus ihrer Großeltern tollen: Auf Swoja stellt Oma Walentina Fragen, die Kinder antworten auf Polnisch. Walentinas Polnisch reicht für den Markt in Białystok, für den Verkauf von Brot, Milch und Kartoffeln. Mehr braucht sie nicht. Im Dorf reden alle Swoja, auch Grażyna und ihre ehemaligen Schulfreunde. Ihre Kinder sprechen nur Polnisch. »Sie sind es so gewöhnt«, rechtfertigt sie Grażyna. »Doch je älter sie werden, um so stärker empfinden sie sich als Belarussen.« Mehr und mehr verwenden sie weißrussische Vokabeln. Schon der Jüngste überrascht immer wieder mit ein paar aufgeschnappten Brocken. Für Sarah und den »Professor« ist klar: Sie werden Belarussisch lernen. Babtja Walentina nimmt es daher hin, dass ihre Enkel nicht alles verstehen. Sie erfreut sich vielmehr an deren Appetit auf ihre warmen ofenfrischen Kartoffelküchlein, die sie in Sonnenblumenöl gebraten und dick mit Zucker bestreut hat.

Die katholischen Polen definieren die Belarussen hauptsächlich über ihren Glauben. Es gilt die Faustregel: Polen sind katholisch, Weißrussen orthodox. Und wirklich erwecken die rund hundert orthodoxen Glaubensgemeinschaften Aufmerksamkeit, obwohl sie statistisch kaum ins Gewicht fallen. Dass sie sich nach Ende des Sozialismus so schnell vermehrt haben, macht viele Polen misstrauisch. Bedenken haben sie vor allem wegen des Einflusses aus dem Osten. Grażyna ist stolz, dass ihre Kirche unabhängig ist: »Nicht so, wie viele Ukrainer, die dem Moskauer Patriarchen unterstehen.« Manchmal am Sonntag nimmt sie ihre Kinder mit zum Gottesdienst. Dass sie getauft sind, findet ihr Mann Mohammed gut. Er selbst hat für seinen muslimischen Glauben wenig Energie und geht weder zu seinen Glaubensbrüdern noch in die Moschee von Białystok.

Es gibt aber auch viele katholische Belarussen in der Region. Sie sprechen Weißrussisch, wollen aber keine Weißrussen sein. Grażyna hält das für ein Paradoxon: »Sie sind ihrer Kirche so eng verbunden, dass sie sich nicht mehr als Weißrussen fühlen.« Misstrauen und Konkurrenz der Religionen haben historische Wurzeln: Ende des 16. Jahrhunderts sollten auf dem Territorium der Rzeczpospolita beide Kirchen vereint werden. Die Orthodoxen erkannten sogar die Oberhoheit des römischen Papstes und die katholischen Lehrsätze an. Ihre Riten und Strukturen behielten sie aber bei. Selbst zur Zeit des Sozialismus gab es orthodoxe Gottesdienste, erinnert sich Grażyna. Die Katholiken hatten mehr Rechte, obwohl es den Glauben offiziell weder in der Schule noch auf der Straße gab. »Dennoch, so streng wie in Russland, Bulgarien oder in der DDR waren die Beschränkungen in Polen nie«, vergleicht sie.

Den Kontrast kennt sie aus den 80er Jahren. Da hat sie in Bulgarien Landwirtschaft studiert. Direkt im Zentrum der historischen Stadt Plowdiw lagen ihr Agrarinstitut und das Studentenwohnheim. Mit jungen Leuten aus dem Ostblock hat sie Seminare und Feste besucht, hier hat sie Mohammed kennengelernt und Sarah zur Welt gebracht. Grażyna spricht melancholisch von dieser Zeit. Gern würde sie dort wieder hin, am besten für immer. Fliehen möchte sie vor dem frostigen Winter in Białystok, der das flache Land noch bis in den März hinein erstarren lässt und der die Tannen in den dichten Wäldern von Podlaskie mit einer dicken Schicht aus Schnee zudeckt. Sie würden sich dort Arbeit suchen und könnten frei im warmen Klima leben, sagt sie mit scheuem Blick auf ihren Mann und den Sechsjährigen.

»Erst mal müssen wir die Wohnung abzahlen.« Mit ruhiger Stimme schiebt Mohammed die gemeinsamen Träume beiseite. Grażyna lächelt unsicher, als müsse sie sich nach diesem Ausflug über ihre intime Grenze neu orientieren. Unterdessen erklärt ihr Mann die Finanzlage der Polen: Im ganzen Land haben drei Millionen keine Arbeit, in Podlaskie ist es jeder Fünfte. Viele fahren nach Deutschland und arbeiten auf dem Bau. Das Geld schicken sie nach Hause. »Wenn man hier arbeitet, bekommt man nicht viel Lohn«, erklärt er. Es gibt zu wenig Dienstleistungsbetriebe, Industrie fehlt ganz. Bei 300 Euro liegt das mittlere Einkommen. Viele bringen weniger nach Hause. »Die schwache Industrie und der karge Boden geben einfach nicht mehr her«, beschreibt Mohammed die Situation.

Vor einem Jahr haben sich Mohammed und Grażyna ihre Vierzimmerwohnung gekauft. Zur Miete zu wohnen ist in Polen nicht üblich. Früher haben Familien ihre Wohnungen billig vom Staat bekommen. Für viele Vermieter ist heute eine Wohnung gewissermaßen eine Gelddruckmaschine, und Grażyna und Mohammed müssen die hohen Preise auf dem Immobilienmarkt hinnehmen. Monat für Monat gehen 200 Euro an die Bank, für Strom, Gas und Telefon müssen sie noch mal 100 Euro vom Familienbudget abzweigen. »Verglichen mit unserem Lohn ist das viel«, sagt Grażyna. Und dann sind da ja auch noch die teuren Lebensmittel, täglich Käse und Wurst zu essen ist da nicht drin.

Es ist wirklich schwer im neuen Polen, meint sie und hofft, dass es der Jugend mal besser geht. Besonders hier im Osten Polens spürt sie Perspektivlosigkeit. Die jungen Leute melden sich an den 16 Hochschulen der Stadt an, weil es keine Jobs gibt. »Sie studieren, damit sie wenigstens etwas zu tun haben.« Die jungen Polen kämpfen um wenige gebührenfreie Studienplätze. Doch für Fächer mit beruflicher Perspektive müssen sie schon jetzt viel berappen. Und so gibt es für alle Generationen Grund zur Klage.

Dass die Leute in der Region nicht im Wohlstand baden, bekommt Grażyna nicht nur privat zu spüren. Vor gut einem Jahr hat sie mit ihrem Mann ein Geschäft für Agrarprodukte eröffnet. Sie handeln mit Ersatzteilen für Traktoren und Landwirtschaftsmaschinen, mit Dünger und Saatgut, mit Folien und Öl. »Wir verdienen wenig«, sagt Grażyna und zuckt mit den Achseln. »Nur die Unkrautmittel verkaufen sich gut.« Das Geschäft läuft schlecht, weil die meisten Farmer kein Geld haben. Sie kaufen nur, was wirklich nötig ist.

Mohammed ist vor Jahren schon auf Landwirtschaft umgeschwenkt. Er hat in Bulgarien Zahntechnik studiert, in seinem Beruf gearbeitet hat er nie. In Zaluki hat er Swoja gelernt. Mittlerweile bedient er alle Kunden im Laden auf Polnisch. Zu Hause sprechen die Daneshs schon lange nicht mehr Bulgarisch. Während Mohammed im Laden steht, fährt Grażyna zu den Bauern, um direkt auf den Höfen ihre Ware anzubieten. Auf Weißrussisch reden die Leute mit ihr über Geldnöte und Zukunftsängste. »Die Leute hier waren schon immer weißrussisch. Polen ist unser Land, unsere Nation ist weißrussisch.«

Diese Rechnung ging auf in einer Zeit, als niemand nach der Nationalität fragte. Viele Jahrzehnte hat niemand sagen dürfen, dass er Deutscher, Weißrusse oder Ukrainer ist. Erst die Volkszählung 2002 führte zu einem Riss durch die Region und teilweise durch ganze Familien. »Auf einmal mussten wir uns entscheiden: Weißrusse oder Pole«, erklärt Grażyna. Im Fragebogen wurde sie nach ihrer Nationalität gefragt und nach der Sprache, die sie zu Hause spricht.

Laut Zensus bilden nun 50 000 Weißrussen die drittgrößte Minderheit in Polen, nach den Deutschen und den Litauern, vor Ukrainern und Roma. Weißrussische Organisationen schätzen die wirkliche Zahl zehnmal höher. Auch Untersuchungen der polnischen Regierung kommen eher diesem Ergebnis nahe. Allerdings hat sich bei der Volkszählung nur jeder fünfte Orthodoxe zur belarussischen Herkunft bekannt. »Sie haben einfach nicht nachgedacht, wer sie sind«, bedauert Grażyna. »In ihrem Bewusstsein ist das verlorengegangen.« Hinzu kommt die versteckte Diskriminierung: » ›Was machst du hier? Geh zurück nach Weißrussland!‹ Aber wozu, wenn doch unsere Vorfahren seit Generationen hier lebten?«, fragt Grażyna verständnislos.

Die Volksbefragung diente hauptsächlich als Basis für ein neues Gesetz zur Anerkennung ethnischer Minderheiten. Über zehn Jahre haben die Parlamentarier im Sejm gestritten, so lange wie über kein anderes Gesetz zuvor. Nun ist es vom Parlament verabschiedet und von Präsident Aleksander Kwaśniewski im Januar 2005 ratifiziert worden. Seitdem dürfen Orte, in denen sich 20 Prozent der Bewohner zur Minderheit bekennen, zweisprachige Orts- und Straßenschilder aufstellen. Die Bürger sollen auf den Ämtern ihre Muttersprache gebrauchen und in ihr auch Papiere ausfüllen können.

»Das Gesetz war überfällig«, erklärt der Sejm-Abgeordnete Eugeniusz Czykwin, Chefredakteur der Zeitschrift Przegląd Prawosławny [Orthodoxe Rundschau] und Vizeminister für Innere Angelegenheiten und Verwaltung. Als einziger Weißrusse im polnischen Parlament streitet er seit Jahren für sein Volk. Im ungeheizten Kinosaal des »Belorusskij Musej«, dem Heimatmuseum von Hajnowka, redet der Linksdemokrat über Ausgrenzung und Ungleichheit. Er ist zu Besuch gekommen an den Rand der Puszta Bialowieža, dem letzten Stück europäischen Urwalds. Hier, in seiner Heimat, redet er auf Swoja. »Wir werden in der Region Białystok diskriminiert«, sagt Czykwin offen und behauptet: »In einigen Betrieben wurde bei einer Entlassungswelle nur Weißrussen gekündigt.« Dennoch fordert er Umsicht im Umgang mit den polnischen Nachbarn. »Wir dürfen uns keinen Nationalismus vorwerfen lassen.«

Vor allem die älteren Zuhörer sind nicht zufrieden. »Sie erinnern sich, dass ihre Leute verfolgt wurden, nur weil sie Weißrussen und Orthodoxe waren«, erklärt Bazyl Sakowski, Sprachlehrer am Belarussischen Gymnasium in Hajnowka. Seine Schule ist nur einen Steinwurf vom Museum entfernt. Sie ist eine der über hundert Schulen mit Weißrussisch als Unterrichtssprache in der Region. Früher hat er hier in einer Holzbaracke unterrichtet. Seit 1993 büffeln seine Schüler für ihre Hochschulreife in einem modernen Gebäude oder toben sich in der großen Sporthalle aus. Die von weiter her kommen, wohnen im neuen Internat. Die Ausbildung ist gut, vier Stunden Belarussisch und eine Stunde Literatur stehen jede Woche auf dem Lehrplan. »Die meisten Eltern sind Arbeiter oder einfache Angestellte«, erklärt Bazyl Sakowski. Er befürchtet, dass dieses Schema bald ökonomischen Zwängen weichen wird. Der 67-Jährige kennt alle Absolventen der letzten 35 Jahre. Er ist sich sicher, dass das Minderheitengesetz vor allem der Jugend hilft. Sie fühlt sich damit ernst genommen. Denn über junge Leute schreiben und sprechen die Medien, erklärt der Vater von zwei erwachsenen Töchtern und vierfache Opa. »Je größer die Aufmerksamkeit, um so mehr Rechte. Je mehr Rechte wir haben, um so sicherer fühlen wir uns.«

Für Jerzy Chmielewski, Chefredakteur der Monatsschrift Czasopis, hat das neue Gesetz nur symbolischen Wert. Er fürchtet, dass die Kommunen nur Fragmente daraus übernehmen. Dennoch: Zwölf Landräte werden sich nun mit den Bewohnern ihrer Kreise beraten müssen, und Jerzy Chmielewski hofft, dass sich die Leute wieder mit ihrer Kultur identifizieren und erkennen, dass sie Belarussen sind. Dieses Bewusstsein hat die politisch gespaltene Gesellschaft dringend nötig: Dort der russifizierte Staat von Diktator Lukaschenko, hier die voranschreitende Polonisierung. »Es geht um unsere Kultur. Die Menschen beherrschen ihre Muttersprache, aber sie schämen sich für sie.« Jerzy hat dafür wenig Verständnis. Als Schriftsteller und Journalist zählt er sich zur Elite seiner Nation und ist überzeugt, dass deren Erbe in Polen überlebt. Für ihn ist der Erhalt von Schrift und Sprache im Moment die wichtigste Aufgabe der »Intelligenzija«.

Hilfe kommt dabei von den Medien: Im Radio läuft ein orthodoxes Programm und seit gut zehn Jahren strahlt der dritte Kanal am Sonntagmorgen die Sendung »Sami pro sebje« [Wir über uns] aus. Hier berichten Journalisten eine halbe Stunde aus der Region, senden Reportagen über Dorfschulen, die geschlossen werden sollen, oder debattieren über Straßen, die neu gebaut werden müssen. Grażyna sieht diese Sendung selten. »Sie wird viel zu früh ausgestrahlt«, meint sie. »Ich vergesse sie oder schlafe einfach lange.« Irgendwann in der Woche gibt es eine Wiederholung, aber da ist sie sowieso noch unterwegs. Ansonsten dudelt bei den Daneshs polnischer Rundfunk und über den Bildschirm toben amerikanische Zeichentrickfiguren in polnischer Synchronisation.

Eine wichtige Kämpferin für Swoja ist Niwa. In großen kyrillischen Buchstaben prangt der Name der Zeitung groß auf der Titelseite. Seit 1956 berichtet das Wochenblatt auf zwölf Seiten über belarussische Belange. Immer wieder druckt sie Texte auf Swoja, ruft Literatur- und Gedichtwettbewerbe ins Leben. Die kleine Redaktion liegt im Zentrum von Białystok, in einer Straße, die nach Ludwik Zamenhof benannt ist, dem Erfinder des Esperanto. Elf Mitarbeiter arbeiten hier im Erdgeschoss eines sanierten Altbaus. Eine von ihnen ist Mira Luksza. »Wir schreiben nur Belarussisch«, sagt sie. »Prinzipiell!« Traditionelle Ausnahme ist das weißrussisch-polnische Kreuzworträtsel auf der letzen Seite. »Ohne unsere Zeitung wäre die Sprache bestimmt nicht mehr da«, ist Mira überzeugt.

An der gekalkten Wand hinter ihr hängt eine Karte der Belarussischen SSR, der Weißrussischen Sowjetrepublik. Doch das bedeutet nichts, denn weder der Sozialismus noch das System Lukaschenko gefallen der Redakteurin für Politik und Landwirtschaft. Das sei bei Niwa schon immer so gewesen: Es gab eine Zeit, da war die Zeitung eine Firma der kommunistischen Partei mit einem Arbeiterkollektiv als Herausgeber. Alles stand unter Obhut der Zensurbehörde in Warschau. Aber in Białystok saß Georgi Kaminski. Über 30 Jahre war er Chefredakteur. »Er hat Themen ins Blatt gebracht, die es in keiner anderen Zeitung im Land zu lesen gab«, erzählt Mira. Besonders in den 80er Jahren drängten kritische Themen ins Blatt. »Noch heute blickt Warschau misstrauisch auf uns, weil wir nicht Polnisch schreiben«, meint sie. Dabei ist Niwa ein demokratisches Blatt. Sein Chefredakteur Eugen Wapa ist zugleich Vorsitzender des Weißrussischen Verbandes. Unter diesem Dach vereinen sich Studentenklubs, Geschichtskreise, Literaturzirkel und auch die Belarussische Demokratische Partei. Sie sind die verhassten Konkurrenten der Belarussischen Kulturgesellschaft, der einzigen weißrussischen Vereinigung, die es schon im sozialistischen Polen gab. »Sie denken, dass sie die einzige wirkliche Interessenvertretung sind«, lacht Mira und nennt die ehemaligen Parteikader »Betonköpfe einer anderen Generation«. Die ehemalige Massenorganisation vereint heute nur noch »Lukaschisten«, sagt sie und meint damit die Unterstützer des Machthabers im Nachbarland.

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