cover

TITEL DER SIMPLIFIED-BUCHREIHE

Matthias von Armin

Erfolgreich mit Aktien – simplified

Lawrence A. Cunningham

Value Investing – simplified

Pierre M. Daeubner

Alles was Sie über Technische Analyse wissen müssen – simplified

Ed Downs

Die besten Chartmuster – simplified

Christian Eck/Marcel Langer/Matthias Riechert

Eurex – simplified

Horst Fugger

Börsen-Lexikon – simplified

Horst Fugger

Derivate-Lexikon – simplified

Markus Gunter

Erfolgreich mit Investmentfonds – simplified

Markus Jordan

Anleihen – simplified

Markus Jordan

Zertifikate – simplified

Jay Kaeppel

Die 4 größten Fehler beim Handel mit Optionen – simplified

John J. Murphy

Charttechnik leicht gemacht – simplified

Oliver Paesler

Technische Indikatoren – simplified

Georg Pröbstl

Die besten Dividendenstrategien – simplified

Michael Proffe

Die besten Trendfolgestrategien – simplified

Udo Rettberg

Rohstoffe – simplified

Stefan Riße

CFDs – simplified

Christian Schiffmacher

REITS – simplified

Holger Scholze

Hebelprodukte – simplified

Antonio Sommese

Die richtige Finanzplanung – simplified

Daniel Wilhelmi

Emerging Markets – simplified

www.simplified.de

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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Gesamtbearbeitung: Druckerei Joh. Walch
Lektorat: Dr. Renate Oettinger
Druck: Konrad Triltsch, Ochsenfurt

© 2007 FinanzBuch Verlag GmbH
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Alle Rechte vorbehalten, einschließlich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks sowie der photomechanischen und elektronischen Wiedergabe. Dieses Buch will keine spezifischen Anlage-Empfehlungen geben und enthält lediglich allgemeine Hinweise. Autor, Herausgeber und die zitierten Quellen haften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung ihrer Gedanken und Ideen entstehen.

ISBN-10: 3-89879-247-1

ISBN-13: 978-3-89879-247-9
eISBN: 978-3-86248-307-5

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Inhalt

Einleitung

1. Finanzplanung

2. Eine kleine Einführung in die Welt der Anlageformen

3. Sparanlagen bei Banken

4. Allgemeines zur Anlage in Wertpapieren

5. Anleihen

6. Aktien

7. Fonds

8. Der Schritt aufs Parkett

Anhang

Glossar

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Danksagung

Ich danke der Autorin und Journalistin Barbara Siebert für ihre Mitarbeit am Manuskript dieses Buches.

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Einleitung

Fast 50 Prozent der Deutschen verdrängen finanzielle Fragen und fühlen sich grundsätzlich im Umgang mit Geld überfordert – dies ergab eine im Jahr 2004 für die Commerzbank durchgeführte Studie.1 Nicht einmal ein Fünftel der Bevölkerung, so ein weiteres Ergebnis, nähert sich der Thematik Geld unbefangen oder sogar mit Spaß und Interesse.

Sich nicht mit Geld zu beschäftigen kann sich jedoch heutzutage eigentlich niemand leisten. Staatliche Sicherungssysteme werden mehr und mehr abgebaut, die gesetzliche Rentenversicherung schrumpft auf eine Minimalversorgung, und Risiken wie Berufsunfähigkeit werden plötzlich zur Privatangelegenheit. Gleichzeitig appellieren Staat, Unternehmen, Banken, Versicherungen und Medien permanent an die Eigenverantwortung der Bürger im Umgang mit den finanziellen Chancen und Risiken des Lebens. Riester-Rente, Rürup-Rente, Lebensversicherungen, Bausparverträge, Fondssparpläne – tagtäglich werden neue Möglichkeiten zur finanziellen Absicherung angeboten. Und jedes dieser Angebote verspricht sichere Zukunft, sorgenfreies Alter, die Erfüllung zahlloser Wünsche. »Sorge Dich nicht – wir kümmern uns schon um Deine Finanzen« – so tönt es in der Werbung der Banken, Sparkassen und Versicherungen.

Zusätzlich ist aber in der Presse und Verbraucherschutzzeitschriften immer wieder von geprellten Anlegern zu lesen, von Menschen, die den Beratern in Banken und Versicherungen vertrauten und dafür nun einen hohen Preis zahlen müssen. Mitten in dieser widersprüchlichen Informationsflut zum Thema Finanzen bleibt der Verbraucher oft verwirrt zurück und reagiert letztendlich mit Emotionen wie Angst, Resignation oder Gleichgültigkeit.

Dieses Buch will den Lesern Mut machen, das Thema Geld rational, optimistisch und eigenverantwortlich anzugehen. Ich selbst habe nach über zehnjähriger Tätigkeit in verschiedenen Banken und Sparkassen den Schluss gezogen, dass niemand von diesen Institutionen faire und unabhängige Beratung erwarten kann. Hautnah habe ich erfahren müssen, dass dort die Interessen und Wünsche der Kunden nicht oder nur in den seltensten Fällen beachtet werden. Heute bin ich als unabhängiger Finanzberater tätig. Dabei ist es mir wichtig, dass meine Mandanten verstehen, was mit ihrem Geld geschieht, und immer die Kontrolle über ihre Entscheidungen behalten.

In meiner langjährigen Berufspraxis bin ich mit zahllosen Fällen konfrontiert worden, bei denen Menschen durch falsche Beratung von Banken, Sparkassen oder Versicherungen, aber auch durch ihre eigenen emotionalen Reaktionen wie Angst, Gier oder Leichtsinn in finanzielle Notlagen gerieten. Dieser Gefahr kann nur derjenige entgegensteuern, der bereit ist, sich dem Thema Geld zu stellen.

Ich bin der Überzeugung, dass es trotz der Flut der Angebote auf dem Markt der Finanzdienstleistungen für jeden möglich ist, die eigenen Chancen und Risiken rational zu analysieren und dann die richtigen Entscheidungen zu treffen. Anhand von Fällen aus der Praxis möchte ich zeigen, wie sich der verantwortliche und erfolgreiche Umgang mit den eigenen finanziellen Ressourcen erlernen lässt und sogar Spaß machen kann.

Dabei soll der Leser hier insbesondere Informationen erhalten, die ihm die Möglichkeit geben, zu hinterfragen, welche Angebote der Finanzdienstleistungsbranche überhaupt sinnvoll sind. »Warum empfiehlt mir der Berater meiner Bank, Versicherung oder Bausparkasse eigentlich genau diese Lösung? Was hat er davon, und was habe ich davon?« Wer diese Fragen kritisch und informiert beantworten kann, ist auf dem Weg zur Gestaltung der eigenen finanziellen Zukunft schon ein großes Stück vorangekommen. Das Durchschauen der möglichen Eigeninteressen des jeweiligen Beraters führt zur Freiheit auf Seiten dessen, der die Beratung in Anspruch nimmt. Diese Freiheit ist bei allen Entscheidungen rund um das Thema Geld wichtig – lassen Sie sich niemals die Kontrolle über Ihre Finanzen aus der Hand nehmen. Niemand vertritt Ihre eigenen Interessen in diesem Punkt besser als Sie selbst. Das heißt nicht, dass es nicht wichtig ist, sich beraten zu lassen. Aber es gibt Möglichkeiten, einen seriösen Berater von einem unseriösen zu unterscheiden. Auch zu diesem Thema möchte ich den Lesern grundlegende Informationen bieten.

Eines ist dieses Buch übrigens nicht: eine Anleitung dafür, wie man in kurzer Zeit ohne große Anstrengung Millionär wird. Das geht – wenn überhaupt – wirklich nur im Lotto. Etwas Kopfarbeit und Neugier muss jeder investieren, der sich mit dem Thema der finanziellen Lebensplanung auseinandersetzen will. Doch es ist eine der wenigen Investitionen, die sich tatsächlich auszahlt und – wie ich mit diesem Buch zeigen möchte – gleichzeitig durchaus Vergnügen bereitet. Machen wir es also anders als fast 50 Prozent aller Deutschen – reden wir über Geld.

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1 Finanzplanung

Wer nicht plant, verliert (Allgemeines)

Kassensturz (Wie ist meine Situation? Ermittlung von Vermögens- und Liquiditätsstatus)

Ziele für den persönlichen Finanzplan (Was will ich erreichen? Existenzsicherung, Altersvorsorge, Anschaffung einer Immobilie, Vermögensaufbau, Steuerersparnis)

Strategien zum Erfolg (Wie nehme ich Kurs auf meine Ziele? Lebensphasenmodell)

Ein bisschen Psychologie (Was passt zu mir? Gedanken über das persönliche Anlageprofil, Spannungsverhältnis zwischen Sicherheit und Risiko)

Wer nicht plant, verliert

Spontaneität ist oft eine sehr charmante Charaktereigenschaft. Spontaner Umgang mit Geld birgt allerdings Risiken und kann – im schlimmsten Fall – mit Überschuldung und Insolvenz enden. Für viele Menschen in Deutschland ist dies eine traurige Tatsache. Die Zahl derjenigen, die nicht mehr in der Lage sind, ihre Schulden fristgerecht zu tilgen, steigt hierzulande von Jahr zu Jahr. Laut einer Pressemitteilung des Bundesverbraucherministeriums vom 8. März 2005 sind über drei Millionen Haushalte betroffen.

Arbeitslosigkeit und Lebenskrisen sind sicherlich häufig der Auslöser von Überschuldung. Allerdings führt oft wohl auch einfach der planlose Umgang mit den eigenen finanziellen Ressourcen dazu, dass einem plötzlich die Schulden über den Kopf wachsen. Für diese These spricht, dass 42 Prozent der überschuldeten Haushalte nicht mehr in der Lage waren, ihre Ratenkredite bei Versandhandelshäusern zu bedienen, 27 Prozent hatten Schulden bei Telefongesellschaften. Viele Menschen leben offensichtlich nach der verführerischen, aber gefährlichen Devise: Konsumiere heute, zahle später. Überall locken Rabatte, günstige Angebote und angeblich einmalige Schnäppchen. Da kann so mancher nicht widerstehen und entscheidet sich ganz spontan dafür, mehr Geld auszugeben, als ihm zur Verfügung steht. Der Gegensatz von Spontaneität ist Planung, und in allen Finanzfragen gilt: Nur wer plant, gewinnt. Wer seine Vermögenslage im Griff behalten will, sollte sich mit dem Thema Finanzplanung auseinander setzen. Knapp formuliert bedeutet Finanzplanung:

Den Ist-Zustand des eigenen Vermögens feststellen

Ziele definieren

Einen Plan aufstellen, um die anvisierten Ziele zu erreichen

Regelmäßige Überprüfung des Plans

Bei einer Suche im Internet stößt man unter dem Stichwort Finanzplanung auf Angebote zahlreicher Fachleute, aber auch von Banken und Verbraucherberatungen, die »Financial Planning« als zum Teil kostenpflichtige Dienstleistung für Privatpersonen anbieten. Doch bevor man sich vielleicht mit Unterstützung eines Profis daran begibt, die eigene finanzielle Situation zu analysieren, sollte man sich immer erst selbst einen Überblick verschaffen. Dies ist längst nicht so kompliziert, wie einem die Angebote der Finanzbranche suggerieren. Tatsächlich genügen gesunder Menschenverstand, ein wenig Zeit und der Wille zur Ehrlichkeit. Besonders Letzteres ist wichtig – denn nur, wenn die eigenen Daten nüchtern aufgelistet werden, kann man realistisch planen. Wer seine Situation »schönrechnet«, hat von Anfang an verloren.

Finanzplanung ist ein Weg zu mehr Eigenverantwortlichkeit im Umgang mit Geld. Die Betonung liegt dabei auf dem Begriff Weg – es genügt nicht, wenn man die eigene Vermögenssituation ein einziges Mal unter die Lupe nimmt, Entscheidungen trifft und dann einfach alles für unbestimmte Zeit laufen lässt.

Hier ist es wie im Sport – wer nur einmal im Jahr joggt, hat unmittelbar danach vielleicht ein gutes Gefühl – die eigene Kondition verbessert man so aber nicht. Höchstleistung erreicht nur, wer kontinuierlich am Ball bleibt, sich auch nicht entmutigen lässt, wenn die Fortschritte minimal sind oder es vielleicht sogar einmal zu Leistungseinbrüchen kommt. Wer das Instrument der Finanzplanung effektiv nutzen will, braucht also ein wenig Disziplin und den Willen, die eigene finanzielle Situation regelmäßig – jedoch mindestens einmal jährlich – in den Blick zu nehmen.

Ausgangspunkt jeder Finanzplanung: Der Kassensturz

Am Anfang jeder Finanzplanung steht eine persönliche Bilanz, der Kassensturz. Damit dieser reibungslos gelingt und nicht alle notwendige Energie schon durch die Suche nach den erforderlichen Papieren aufgebraucht wird, sollte jeder, der mit der Planung der eigenen Finanzen beginnen möchte, sich zuerst alle notwendigen Unterlagen zurechtlegen. Dazu gehören: Steuerbescheide der letzten drei Jahre, Kontoauszüge, Kredit- und Darlehensverträge, Unterlagen zur Sozialversicherung und zu allen privaten Versicherungen, Gehaltsabrechnungen, ein Überblick über berufliche Nebeneinkünfte, Verträge über Beteiligungen, Wertpapierdepotauszüge und Belege über Festgelder, Dokumente zu Erbschaften, Schenkungsurkunden, eine Übersicht über Immobilien inklusive Finanzierungen und Mieteinnahmen sowie Rechnungen oder Gutachten, die den Wert von Kunstgegenständen, Antiquitäten, Schmuck oder Münzen belegen.

Liegt alles bereit, können Aktiva und Passiva – also Vermögenswerte und Schulden – gegeneinander aufgerechnet werden. Zu den Aktiva zählen unter anderem: Immobilien, Bankguthaben, Fondsanteile, Wertpapierdepots, private Rentenversicherungen und Kapitallebensversicherungen. Bei Letzteren ist allerdings zu beachten, dass sie niemals mit ihrem zukünftigen Auszahlungswert, sondern lediglich mit ihrem aktuellen Rückkaufswert anzusetzen sind. Nur dieser Betrag kann als Aktiva verbucht werden. Grundsätzlich ist es wichtig, konservativ zu rechnen. Das heißt, besonders auf der Haben-Seite sollten niemals ungenaue Angaben eingesetzt werden. Es ist allemal sicherer, den Wert der eigenen Besitztümer etwas niedriger als zu hoch einzuschätzen. Schmuck, Teppiche, Autos, Antiquitäten oder Kunstgegenstände sollten daher nur dann in die Bilanz miteinbezogen werden, wenn sie einen garantierten Wert besitzen, der sich bei einem Verkauf tatsächlich realisieren ließe.

Von der Summe der Aktiva sind nun die Passiva abzuziehen. Zu ihnen zählen alle Verbindlichkeiten wie Kredite (auch der Dispokredit!) oder Hypothekendarlehen. Das Ergebnis dieser Rechnung ist der Vermögensstatus.

Aber Vorsicht: Ein hoher Vermögensstatus ist zwar erfreulich, doch muss dabei immer bedacht werden, dass die in die Bilanz einbezogenen Werte nicht bar zur Verfügung stehen. Der Verkauf des selbstgenutzten Eigenheims, von Möbeln, dem Auto, Wertgegenständen oder der Lebensversicherung würde zwar das Konto füllen, ist aber in den meisten Fällen wohl kaum eine wirkliche Option. Daher bleibt nach der Ermittlung des Vermögensstatus eine weitere wichtige Frage zu klären: Wie hoch ist der Liquiditätsstatus oder einfacher ausgedrückt – was kommt monatlich rein, was geht raus und was bleibt übrig? Das, was übrig bleibt, bezeichnet man als Liquidität.

Der eigene Liquiditätsstatus lässt sich ermitteln, indem man alle monatlichen Festkosten und Aufwendungen für die Lebenshaltung vom monatlichen Einkommen abzieht. Die Lebenshaltungskosten sollten dabei nicht zu knapp angesetzt werden – in ihnen steckt auch das Geld, das man für den Jahresurlaub oder ein neues Auto ausgeben möchte. Nach dieser Rechnung steht nun fest, welcher Betrag monatlich frei zur Verfügung steht.2

Eine Faustregel besagt, dass die Einnahmen die Ausgaben um mindestens zehn Prozent übersteigen sollten, denn zirka zehn Prozent der Einnahmen müssen veranschlagt werden, um eine Vorsorge aufzubauen, die den gewohnten Lebensstandard auch im Alter sichert. Dass dies den meisten Menschen auch bewusst ist, zeigt die Sparquote in Deutschland, die das Verhältnis der Sparsumme zum verfügbaren Einkommen angibt. Sie liegt seit Jahren – mit leicht steigender Tendenz – zwischen zehn und elf Prozent. In Zahlen bedeutet dies, dass im Jahr 2003 laut dem Deutschen Sparkassen und Giroverband jeder Bundesbürger 1834,- Euro an Ersparnissen zurücklegte.

Diese Investition in die Vorsorge ist notwendig, denn auf die gesetzliche Rentenversicherung kann man sich in diesem Punkt nicht mehr verlassen. Die Liquidität sollte daher nur dann unter zehn Prozent liegen, wenn in den monatlichen Festkosten schon Aufwendungen für die Altersvorsorge enthalten sind – also zum Beispiel die Monatsbeiträge für eine Kapitallebensversicherung, Rentenversicherung oder andere langfristige Sparformen.

So mancher wird nach dem Kassensturz erstaunt sein, denn tatsächlich gibt es viele Menschen, denen weder der eigene Vermögensstatus noch die Höhe des ihnen frei zur Verfügung stehenden monatlichen Geldbetrages – also ihre Liquidität – bewusst sind. Die Überraschung kann negativ oder positiv ausfallen – eines jedoch ist gewiss: Nur wer weiß, was er besitzt und was er überhaupt ausgeben kann, ist in der Lage, sein Verhalten darauf einzustellen. Unwissenheit ist immer ein Risiko. Wer weniger hat, als er vermutet, geht möglicherweise zu sorglos mit seinem Geld um. Und wer mehr besitzt, als er dachte, verpasst vielleicht gute Chancen zur effektiveren Nutzung seiner finanziellen Ressourcen.

Ziele definieren

Ist der Kassensturz geschafft, ist der Blick frei für die eigenen Ziele. Diese sollten allerdings realistisch formuliert werden – Illusionen, die sich am schönen Schein der Werbung orientieren, haben in einem Finanzplan nichts zu suchen. Es ist zum Beispiel sinnlos, sich ein Traumhaus auszumalen, wenn die finanziellen Ressourcen dafür nicht ausreichen. Gerade junge Familien gehen bei der Finanzierung eines Eigenheimes oft über die Grenze des Machbaren hinaus. Der übermächtige Wunsch nach den eigenen vier Wänden führt dann häufig dazu, dass die vernünftige Balance zwischen Familieneinkommen und den Belastungen durch den Hausbau nicht gewahrt bleibt. Die Bedienung der Kredite verschlingt den Löwenanteil des Budgets – für die Altersvorsorge, die Ausbildung der Kinder oder unerwartete Notlagen bleibt nichts mehr übrig. Die Folgen können dramatisch sein, wie die ständig zunehmende Zwangsversteigerung von privaten Immobilien belegt. Eine umsichtige Finanzplanung bedeutet daher immer auch, sich von zu hochfliegenden Zielen zu verabschieden.

Oft ist es auch so, dass die Erkenntnis, was man besitzt und welche freien Reserven zur Verfügung stehen, bestimmte Ziele nahezu zwingend nahe legen. Wer zum Beispiel feststellt, dass die eigene Liquidität weniger als zehn Prozent beträgt, und er gleichzeitig außer der gesetzlichen Sozialversicherung keine weitere Vorsorge für das Alter getroffen hat, sollte bei der Finanzplanung die private Altersvorsorge als Ziel ganz nach oben setzen.

Grundsätzlich lassen sich die Ziele der Finanzplanung folgendermaßen unterteilen:

Absicherung der Existenz (Vorsorge für Krankheit und Notfälle)

Altersvorsorge (gute Rente)

Anschaffung einer Immobilie (mietfrei wohnen)

Vermögensaufbau (finanzielle Freiheit)

Steuern sparen

Nicht für jeden sind alle aufgelisteten Punkte gleich wichtig. Wer welche Ziele anpeilt, hängt vom Alter, von den persönlichen Vorlieben und natürlich dem zur Verfügung stehenden Einkommen ab. Für manchen wird zum Beispiel die Anschaffung einer Immobilie oder die Ersparnis von Steuern niemals eine Rolle spielen. Zwei Ziele sollte allerdings jeder – unabhängig von Alter und Einkommen – in die persönliche Finanzplanung miteinbeziehen: die Absicherung der Existenz und die Altersvorsorge.

Selbst wenn das Einkommen keine hohe Liquidität zulässt und daher die freien Reserven, die zur Absicherung der Existenz und für die Altersvorsorge investiert werden können, gering sind – für diese beiden Ziele lohnen sich Konsumverzicht und die systematische Suche nach Einsparmöglichkeiten auf der Kostenseite. Nützlich kann es dabei sein, die eigenen Ausgaben nach den Kriterien notwendig, sinnvoll, angenehm und überflüssig zu sortieren. Dabei wird schnell klar, wo Reserven schlummern, die in die Absicherung der Existenz und die Altersvorsorge fließen könnten.

Oft lohnt es sich auch, die laufenden Versicherungen zu durchforsten. Viele Menschen neigen dazu, sich für viel Geld gegen Risiken abzusichern, die – realistisch betrachtet – kaum vorhanden sind. Es ist zum Beispiel Unsinn, monatlich in eine Rechtsschutzversicherung zu investieren und gleichzeitig weniger als zehn Prozent des eigenen Einkommens in die Altersvorsorge zu stecken.

Zur Absicherung der Existenz ist allerdings eine Versicherung unerlässlich: die Privathaftpflicht. Familien mit kleinen Kindern und Alleinerziehende sowie grundsätzlich jeder, der nach dem 1. Januar 1961 geboren ist, sollten zusätzlich eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Denn für alle nach dem 1. Januar 1961 Geborenen gilt seit der letzten Rentenreform: Wer aufgrund von Krankheit seinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben kann, erhält nur eine sogenannte Erwerbsminderungsrente. Ihre Höhe hängt davon ab, ob der Versicherte überhaupt noch erwerbstätig sein kann, unabhängig von seinem bisherigen Beruf und den Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Wer drei bis sechs Stunden am Tag arbeitsfähig ist – egal in welchem Beruf –, erhält die halbe Erwerbsminderungsrente, maximal 35 Prozent des letzten Bruttoeinkommens. Die volle Erwerbsminderungsrente – also 70 Prozent des letzten Bruttoeinkommens – gibt es nur für diejenigen, denen keine drei Stunden tägliche Arbeit zugemutet werden kann.

Neben diesen wichtigen Versicherungen sollte in jedem Finanzplan das Ansparen einer »eisernen Reserve« in der Höhe von ca. drei Nettogehältern ein vorrangiges Ziel sein. Diese Reserve ist der Rettungsanker für all jene Situationen im Leben, die manchmal völlig unerwartet über einen hereinbrechen. Denn wenn die Waschmaschine streikt, das Auto unerwartet eine Reparatur braucht oder plötzlich die Erstausstattung für ein Baby angeschafft werden muss, dann benötigt man Geld – und zwar schnell.

Daher darf diese Reserve niemals in langfristige Anlagen fließen, die nur mit Zinsverlust kündbar wären – wenn es eine Kündigungsfrist gibt, sollte diese nicht mehr als drei Monate betragen. So kann eine längere Finanzierung über den teuren Dispokredit des Kontos vermieden werden. Auch Anlagen, die den Schwankungen der Börse ausgesetzt sind, eignen sich nicht.

Der »Notgroschen« sollte in Tagesgeldern, kurzfristig verfügbaren Frist- und Termingeldern oder gut verzinsten Girokonten angelegt werden. Geeignet sind auch Sparbücher mit dreimonatiger Kündigungsfrist – allerdings nur dann, wenn der Zins zumindest nicht niedriger ist als bei einer Anlage in Tagesgeld.3

Das Ziel der Altersvorsorge sollte – genau wie die Sicherung der Existenz – ebenfalls in jedem Finanzplan ganz oben stehen. Wie wichtig dies ist, zeigt sich, wenn man folgende Rechnung betrachtet: Der sogenannte Standardrentner erhält nach 45 Beitragsjahren nominal eine Rente von etwa 1.140,- Euro. Rechnet man in diesen Betrag künftige Rentensteigerungen einerseits und die zu erwartende Geldentwertung anderseits mit ein, so ist die tatsächlich erzielte gesetzliche Rente bei etwa 990,- Euro anzusetzen. Das ist nicht viel, insbesondere wenn man bedenkt, dass Menschen im Alter aufgrund körperlicher Beeinträchtigungen oft mehr Komfort benötigen als jüngere Menschen. Dazu kommt: Fast jeder wünscht sich einen aktiven Ruhestand mit Reisen, kulturellen Erlebnissen, Geselligkeit – aber all dies kostet Geld. Die gesetzliche Rente garantiert die Grundversorgung, was darüber hinausgeht, muss privat finanziert werden.

Je früher mit der Altersvorsorge begonnen wird, desto besser. Wer schon zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr damit beginnt, regelmäßig zehn Prozent seines Einkommens für die Zeit nach dem Eintritt in den Ruhestand anzulegen, kann wahrscheinlich davon ausgehen, dass er mit 65 Jahren ein Finanzpolster aufgebaut hat, das ihm lebenslang den gewohnten Lebensstandard sichert.

Investiert man zum Beispiel ab dem 25. Lebensjahr monatlich 68,- Euro, so erhält man bei einer angenommenen Rendite von fünf Prozent mit 65 Jahren eine Summe von 100.000,- Euro. Will ein 45-Jähriger die gleiche Auszahlungssumme erzielen, so muss er dafür 246,- Euro monatlich aufbringen. Dies liegt am Zinseszinseffekt, denn Geld, welches über sehr lange Zeiträume immer wieder angelegt wird, vermehrt sich exponentiell. Ein kleines Beispiel zeigt die erhebliche Wirkung des Zinseszins. 100,- Euro einmalig angelegt zu einem jährlichen Zinssatz von fünf Prozent ergeben nach 30 Jahren mit Zinseszins 432,- Euro. Ohne den Zinseszinseffekt hätte man nach 30 Jahren nur 250,- Euro.

Die Produkte, mit denen Altersvorsorge möglich ist, sind vielfältig – sie reichen von Kapitallebens- und Rentenversicherungen über langfristige Banksparpläne bis zu Renten- sowie Aktienfonds.4 Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie langfristig angelegt sind. Frühzeitige Kündigung führt in den meisten Fällen zu Verlusten. Darüber hinaus muss bei der Investition in die Altersvorsorge immer der Aspekt der Sicherheit bedacht werden. So eignet sich zum Beispiel ein Aktienfonds, der ausschließlich in Schwellenländer oder Rohstoffe investiert, sicherlich nicht als Basis für die Altersvorsorge, da er viel zu stark den Schwankungen der Börse ausgesetzt ist.

Wer in seinen persönlichen Finanzplan zusätzlich noch eines oder mehrere der weiteren drei oben genannten Ziele – Anschaffung einer Immobilie, Vermögensaufbau, Steuerersparnis – aufnimmt, sollte zuallererst überprüfen, ob die eigenen finanziellen Rahmenbedingungen dies überhaupt erlauben. Wer zum Beispiel nur ein niedriges Einkommen und darüber hinaus noch einen überzogenen Dispokredit hat, sollte sich von der Idee, in absehbarer Zeit eine Immobilie zu kaufen, verabschieden.

Für ein eigenes Haus muss mit einer Investition von mindestens 250.000 Euro gerechnet werden. Etwa ein Viertel dieser Summe sollte man selbst ansparen, denn je höher das Eigenkapital, desto niedriger sind die Zinsen für das Hypothekendarlehen, welches aufgenommen werden muss. Es lohnt sich also, für das Ziel Immobilie langfristige Strategien zu entwickeln. Bausparverträge sind dabei oft – ganz anders, als einem die Vertreter der entsprechenden Branche immer wieder weismachen wollen – längst nicht der beste und sicherste Weg zu den eigenen vier Wänden.

Wenn nach der Investition in Existenzsicherung und Altersvorsorge sowie vielleicht dem Abzug der monatlichen Rücklage für den Kauf einer Immobilie noch liquide Mittel zur Verfügung stehen, sollten diese in die Vermögensbildung fließen. Zur Vermögensbildung legt man regelmäßig und langfristig Geld an. Die Anlage muss dabei nicht unbedingt zu einem festen Zeitpunkt verfügbar sein und ist auch nicht schon für ein bestimmtes Ziel verplant. Dies eröffnet Freiräume; daher kann – abhängig von persönlichen Vorlieben – das Ziel der Vermögensbildung auch mit Anlagen verfolgt werden, die höhere Risiken, aber auch größere Renditechancen haben.5

Das Ziel der Steuerersparnis muss nur dann in einen Finanzplan aufgenommen werden, wenn die Einnahmen, die mit Zins- und Kapitaleinkünften erzielt werden, über dem Sparerfreibetrag liegen. Zurzeit beträgt der jährliche Sparerfreibetrag für jeden Anleger 1.370,- Euro (750,- Euro in 2007), dazu kommt noch die Werbungskostenpauschale von 51,- Euro. In der Praxis heißt dies: Einkünfte aus Zins- und Kapitalerträgen werden bei Ledigen erst besteuert, wenn sie mehr als 1.421,- Euro pro Jahr betragen. Bei Ehepaaren bleibt der doppelte Betrag steuerfrei. Erst wenn man über diesen Grenzen liegt, lohnt es sich möglicherweise, eine ganzheitliche Steuerstrategie zu entwickeln. Aber Vorsicht: Mit dem Motiv, Steuern zu sparen, kann man mehr Geld verlieren als mit dem Zahlen derselben!

Bevor man sich daher mit konkreten Angeboten aus der Produktpalette der Steuersparmodelle beschäftigt, müssen erst einmal der Vermögensstatus und die vorhandenen Anlagen unter dem Gesichtspunkt des Steueraufkommens analysiert werden. Erst in einem weiteren Schritt kann man dann verschiedene Steuersparmodelle in Augenschein nehmen. Um das Ziel der Steuerersparnis nachhaltig zu erreichen, ist möglicherweise eine Kombination unterschiedlicher Varianten sinnvoll. Darüber hinaus muss eine Steuerstrategie immer mit den anderen Zielen des Finanzplans harmonisch abgestimmt werden. Dabei können einem Spezialisten zur Seite stehen – allerdings sollte man immer bedenken, dass zum Beispiel Bankberater oft in manipulativer Weise die Steuerersparnis einer bestimmten Anlage herausstreichen, ohne darauf hinzuweisen, dass diese gleichzeitig möglicherweise hohe Risiken birgt.

Der Wunsch, dem Staat ein Schnippchen zu schlagen, führte in den letzten Jahren oft dazu, dass zum Beispiel in Produkte wie Schiffsbeteiligungen oder Medienfonds investiert wurde. Inzwischen hat der Staat die Möglichkeiten der sogenannten Steuersparmodelle eingeschränkt. Trotzdem wird bei der Werbung für manche Anlageformen das Argument der Steuerersparnis immer noch besonders hervorgehoben. Verschwiegen wird dabei allerdings, dass es bei diesen Anlageformen auch möglich ist, das eingesetzte Kapital vollständig zu verlieren. Das Risiko des Verlustes steht häufig in keinem vernünftigen Verhältnis zum Ziel der Steuerersparnis. Grundsätzlich gilt: In eine Anlage, die ausschließlich deswegen interessant ist, weil sie Steuern mindert, sollte man niemals investieren.

Strategien zum Erfolg

Der Kassensturz ist gemacht, die Ziele angepeilt – jetzt heißt es den richtigen Kurs festlegen. Wie dieser aussieht, ist ganz entscheidend davon abhängig, in welchem Lebensalter man sich befindet. Wer jung ist, kann seine Ziele mit anderen Mitteln und Strategien verfolgen als jemand in der Lebensmitte oder kurz vor dem Ruhestand. Als wichtiger Faktor sollte daher bei der Aufstellung jedes Finanzplans folgendes Lebensphasenmodell mit einbezogen werden:

20 – 35 Jahre

Wichtig:

Haftpflichtversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung

Rücklage für Notlagen ansparen (ca. drei Nettogehälter)

Anlagestrategien:

ca. 50 – 100 Euro monatlich in Aktien- oder Rentenfonds investieren

Bausparvertrag (empfehlenswert nur bei niedrigem Einkommen, wenn die staatliche Förderung voll ausgeschöpft werden kann)

Kapitallebensversicherung (eingeschränkt empfehlenswert, Laufzeit nicht länger als 20 Jahre)

35 – 50 Jahre

Wichtig:

Risikolebensversicherung (falls Familie versorgt werden muss!)

Unfallversicherung (für Kinder, für Personen die keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen können, wie zum Beispiel Hausfrau– oder -mann)

Rücklage für Notlagen erhöhen

Anlagestrategien:

Ca. 200 – 400 Euro monatlich in internationale Aktien- und Rentenfonds investieren, wenn möglich, zusätzlich auch noch unregelmäßige Einzelanlagen von 2.000 bis 10.000 Euro

Anschaffung einer selbstgenutzten Immobilie (dient zusätzlich als Vorsorge, da mietfreies Wohnen im Alter möglich ist)

Anschaffung einer fremdgenutzten Neubauimmobilie (nur sinnvoll, wenn Steurersparnis in den Finanzplan mit einbezogen werden soll)

Zusätzliches überschüssiges Geld kann in Einzelaktien, spezielle Fonds oder Optionsscheine investiert werden.

50 – 65 Jahre

Wichtig:

Altersvorsorge noch einmal überprüfen und – falls nötig – Versorgungslücken mit dem Abschluss von Verrentungsprodukten schließen.

Bei Hypothekenschulden, Vereinbarungen zu Sondertilgungen nutzen

Anlagestrategien:

Umschichtung eines Teils der Aktienfonds in Rentenpapiere mit jährlicher Zinszahlung

Vorhandene Liquidität in kurzfristige Anlagen investieren, zum Beispiel in Geldmarktfonds und Tages- oder Festgelder bei Direktbanken

Zusätzlich zu diesem Lebensphasemodell gilt die Strategie: Am erfolgreichsten ist derjenige, der den Nutzen verschiedener Anlageformen geschickt kombiniert. Hier ist es wie beim Kochen – erst die gekonnte Verwendung verschiedener Zutaten und Gewürze machen ein Gericht perfekt.

Zu einer gut durchdachten Finanzstrategie sollten daher immer kurzfristige Anlageformen wie Tagesgeld, risikoarme Investitionen wie Rentenwerte und dynamische Investitionen wie Aktien gehören. Am sichersten ist es, je ein Drittel des zur Verfügung stehenden Geldes in jede dieser Anlageformen zu investieren.

Jüngere Anleger können allerdings den Anteil an Aktien bei ihren Anlagen ruhig höher als ein Drittel ansetzen. Denn wer schon ab dem 25. Lebensjahr regelmäßig in einen Aktienfonds investiert, hat Zeit genug, mögliche Schwankungen der Märkte einfach auszusitzen. Wer allerdings nur noch zehn oder fünfzehn Jahre bis zum Eintritt in den Ruhestand vor sich hat, sollte den Prozentsatz der Aktien bei seinen Anlagen schrittweise reduzieren. Schließlich könnte es sonst geschehen, dass seine Anteile an einem Aktienfonds genau zu dem Zeitpunkt, wenn er sie braucht, nicht mehr das wert sind, was er ursprünglich eingeplant hat. Zur Orientierung, wie hoch der Aktienanteil bei einer Anlagestrategie sein darf, kann folgende Faustformel dienen:

Aktienanteil = maximal 100 Prozent minus das persönliche Lebensalter.

Ein sehr junger Mensch von 20 Jahren könnte also – gemäß dieser Formel – zirka 80 Prozent seines Anlagekapitals in Aktien stecken. Im Unterschied dazu dürfte bei einem 60-Jährigen der Aktienanteil nur noch bei 40 Prozent liegen.

Es lohnt sich also, schon jung mit der Finanzplanung zu beginnen und dabei auch Mut zum Risiko zu beweisen. Allerdings werden gerade jüngere Anleger in vielen Fällen zu Opfern cleverer Versicherungsmakler und Bankberater. Junge Berufseinsteiger mit gutem Einkommen und ohne Anlageerfahrung sind oft – besonders was ihre Altersvorsorge und Absicherung betrifft – verunsichert. Viele neigen dann dazu, wahllos in unterschiedliche Produkte zu investieren. Ohne grundlegendes Konzept werden Bausparverträge, Lebensversicherungen und langfristige Sparpläne abgeschlossen.

Jeder Berater hat etwas noch Besseres im Programm – vor allem besser für sein eigenes Konto, denn die Provisionen, die für den Abschluss eines Bausparvertrages oder einer Lebensversicherung fließen, sind hoch. Der Abschluss einer Lebensversicherung mit einer Laufzeit von 35 Jahren und einem Monatsbeitrag von 200,- Euro bedeutet für den Berater eine Einnahme von bis zu 1.000,- Euro. Für diese Summe setzt so mancher Versicherungsvertreter alle Hebel seiner Überredungskunst in Bewegung. Tatsächlich jedoch sind Kapitallebensversicherungen nur eingeschränkt zu empfehlen – erst recht nicht mit monatlichen Beiträgen über 100,- Euro.

Wer sich in der Lebensphase zwischen 20 und 35 Jahren befindet, sollte bei seiner Anlagestrategie immer darauf achten, flexibel zu bleiben und sich nicht über zu lange Zeiträume zu binden. Sonst könnte man in der Lebensmitte vielleicht vor dem Problem stehen, dass der finanzielle Spielraum zu klein ist, um monatliche Zins- und Tilgungsraten für eine Immobilie zu zahlen. Die nötige Flexibilität bieten zum Beispiel Investitionen in Aktien- und Rentenfonds, deren Anteile jederzeit zum jeweils gültigen Wert verkauft werden können. Dazu kommt: So wichtig es ist, dem Ziel der Vorsorge schon in jungen Jahren im persönlichen Finanzplan einen hohen Stellenwert einzuräumen, so muss doch auch immer berücksichtigt werden, dass die Realisierung dieses Ziels der individuellen finanziellen Situation angepasst wird. Im Hinblick darauf kann es manchmal gerade für junge Leute durchaus sinnvoller sein, größere und langfristig ausgerichtete Investitionen in die Altersvorsorge noch einige Zeit aufzuschieben bzw. erst einmal andere Prioritäten im persönlichen Finanzplan zu setzen.

Dies möchte ich im Folgenden an einem Beispiel aus meiner Praxis verdeutlichen: Eine junge Frau, Ende zwanzig und gerade mit ihrem Studium fertig, bat mich um eine Beratung bezüglich ihrer Altersvorsorge. Die vielen Diskussionen in den Medien über die Notwendigkeit privater Absicherung hatten die Mandantin verunsichert. Sie hatte gerade ihre erste Stelle angetreten und wollte nun von dem nicht sehr hohen Gehalt 150,- Euro monatlich in ihre Altersvorsorge investieren.

Grundsätzlich war dies sicherlich eine richtige Überlegung, doch im Verlauf unseres Gesprächs stellte sich heraus, dass das Girokonto der Mandantin erheblich überzogen war. Aufgrund des Studiums hatte sie in den letzten Jahren sozusagen vom Dispokredit ihrer Bank gelebt. Mancher Berater hätte diesen Aspekt ihrer finanziellen Situation sicherlich ignoriert und ihr stattdessen trotzdem geraten, 150,- Euro monatlich in eine Kapitallebensversicherung zu stecken. Aus Sicht des Beraters eine lohnende Investition, denn er hätte ein großzügige Provision erhalten. Doch für die junge Frau wäre der Abschluss einer Kapitallebensversicherung mit monatlichen Ratenzahlungen von 150,- Euro nicht nur eine große finanzielle Belastung, sondern ein echtes Verlustgeschäft gewesen. Denn zusätzlich zu den Versicherungsbeiträgen hätte sie weiterhin die hohen Zinsen von damals 15 Prozent für ihren Überziehungskredit an die Bank zahlen müssen. Das heißt, gegenüber dem möglichen Gewinn von vielleicht maximal fünf Prozent, den sie durch die langfristige Investition ihres Kapitals in eine Lebensversicherung hätte erzielen können, stand der aktuelle Verlust, den sie durch die Zahlung der Überziehungszinsen erlitt. In dieser finanziellen Situation musste, vor allen anderen Zielen eines Finanzplans, dem Abbau der Schulden bei der Bank oberste Priorität eingeräumt werden.

Ich riet ihr, mit 100,- Euro monatlich Stück für Stück den Dispokredit auszugleichen. Um die Grundlage für eine ordentliche Vermögensstruktur zu entwickeln, schlug ich ihr darüber hinaus vor, zuerst einmal lediglich den überschaubaren Betrag von 50,- Euro monatlich in einen Fonds zu investieren. Mit dieser Investition blieb sie flexibel, denn anders als bei den festgesetzten Beiträgen zu einer Kapitallebensversicherung kann der Anleger bei einem Fonds die monatlichen Raten je nach seiner persönlichen Situation erhöhen oder kürzen. Auch ein Ausstieg ist jederzeit durch den Verkauf der Fondsanteile zum aktuell gültigen Marktpreis möglich.

Zum Abschluss des Beratungsgespräches vereinbarten wir schließlich, weitere Maßnahmen zur Altersvorsorge erst dann in Angriff zu nehmen, wenn ihr Konto nicht mehr im Minus ist. Inzwischen hat meine Mandantin keinen überzogenen Dispokredit mehr, und sie hat die Entscheidung getroffen, ihre Investitionen in die Vorsorge aufzustocken. Obwohl ich sie immer noch berate, hat sie ihre Finanzplanung mehr und mehr in die eigenen Hände genommen, informiert sich über Anlagemöglichkeiten und wählt – teilweise mit meiner Unterstützung – diejenigen aus, die zu ihr passen.

Der Fall zeigt, dass es trotz anfänglicher Verunsicherung und Fehleinschätzungen möglich ist, den bewussten und verantwortlichen Umgang mit den eigenen finanziellen Möglichkeiten zu erlernen. Übrigens natürlich auch dann, wenn man – anders als meine Mandantin – keine professionelle Unterstützung durch einen Berater in Anspruch nimmt. Etwas sollten aber gerade junge Anleger beherzigen, die ihre Finanzplanung selbst in die Hand nehmen wollen: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! Aus Fehlern lässt sich lernen, und wer sich trotz einiger Rückschläge nicht entmutigen lässt, kann davon ausgehen, dass sich im Laufe der Jahre nicht nur seine Erfahrungen vermehren, sondern auch seine Vermögenswerte.

Ein bisschen Psychologie gehört dazu

Auf den ersten Blick scheint es, als beschäftige sich derjenige, der einen Finanzplan aufstellt, ausschließlich mit rationalen Tatsachen. Doch dies ist nicht so, denn wer sich mit den eigenen finanziellen Möglichkeiten und Zielen auseinander setzt, betreibt automatisch auch eine Form der Selbsterkenntnis jenseits nüchterner Zahlen. Immer geht es dabei auch um Fragen wie: Was brauche ich wirklich? Wie verführbar bin ich durch Werbung für Konsumartikel? Welche Werte möchte ich in meinem Leben schaffen? Warum gebe ich für die eine Sache Geld aus und für die andere nicht? Welche Risiken kann ich gut, welche so gerade und welche überhaupt nicht akzeptieren? Wie viel Sicherheit brauche ich? Wie viel Geduld und Gelassenheit habe ich?

Allein diese Aufzählung verdeutlicht schon, dass jede Finanzplanung sich nicht nur an Einkommenshöhe, Vermögensstatus und Lebensalter, sondern auch an ganz individuellen Neigungen und Abneigungen orientieren muss. Ein Finanzplan muss auch auf die Psyche eines Menschen, seinen Charakter abgestimmt sein – diese Faktoren beeinflussen das jeweilige Anlageprofil. Grundsätzlich lassen sich drei Typen unterscheiden:

Der konservative Typ scheut fast jedes Risiko und ist sorgfältig auf die Sicherung seines Vermögens bedacht.

Der risikobewusste Typ ist bereit, für etwas höhere Chancen maßvolle Risiken zuzulassen.

Der spekulative Typ traut sich, auch mal hohe Risiken einzugehen, und kann es ertragen, wenn seine Investitionen stark den Schwankungen der Börse unterliegen.

Wer sich selbst und die eigene Stärken, aber auch Schwächen erkennt, kann sich einordnen, Übertreibungen korrigieren und Fehlentscheidungen vermeiden. Der einzige Weg zur realistischen Selbsteinschätzung des eigenen Anlageprofils ist allerdings, dass man die persönliche Finanzplanung zuerst einmal selbst in die Hand nimmt – denn nur so kommt man seinen Wünschen und Möglichkeiten wirklich auf die Spur.

Kein Bankangestellter, Versicherungsvertreter oder anderer Profi aus der Finanzdienstleistungsbranche kann dies besser als Sie selbst. Im Gegenteil: Aus deren Perspektive ist jeder, der Beratungsleistungen in Anspruch nimmt, zuerst einmal ein Kunde, der möglichst viel Gewinn erwirtschaften soll. Was dieser Kunde wirklich braucht, was für ihn – auch abgestimmt auf das individuelle Anlageprofil – sinnvoll ist, spielt hier zumeist gar keine Rolle.

Immer mehr Banken und Versicherungen werben damit, dass sie für ihre Kunden maßgeschneiderte Finanzpläne erarbeiten – frei nach dem Motto: »Sorge Dich nicht – lebe!«. Versprechungen dieser Art sollte man grundsätzlich misstrauisch begegnen. Dabei hilft es, wenn man sich Folgendes vor Augen hält: Auch ein Versicherungstarif, ein Fonds oder eine Sparanlage, selbst ein Sparbuch mit einem Bonuszins – all das sind Produkte. Produkte, in deren Entwicklung das jeweilige Unternehmen Geld investiert hat. Mit dem Verkauf des Produkts sollen die Entwicklungskosten ausgeglichen und ein zusätzlicher, möglichst hoher Gewinn erzielt werden – in dieser Hinsicht funktioniert der Markt für Finanzdienstleistungen nicht anders als der für Autos oder Schuhe.

Die meisten Verbraucher nehmen sich Zeit, um vor dem Kauf eines Autos sehr sorgfältig zu analysieren, welche Marke ihren persönlichen Bedürfnissen am besten entspricht. Auch beim Schuhkauf sucht man kritisch nach dem genau passenden Produkt. Sobald es allerdings um die Planung der eigenen Finanzen geht, sind viele bereit, Geld in Anlagen zu investieren, bei denen die eigenen Möglichkeiten und Wünsche gar nicht berücksichtigt werden. Tatsache ist: Anlageentscheidungen werden sehr häufig irrational und aufgrund manipulativer Beratungen getroffen.

Welche Konsequenzen es haben kann, wenn man einfach immer wieder den Empfehlungen verschiedener Berater folgt, erlebte ich, als ich mich mit den Finanzen einer Handwerkerfamilie befasste. Die Besitzer eines Familienbetriebes hatten mich darum gebeten, ihre Gesamtsituation zu analysieren und sie bei der weiteren Finanzstrategie zu beraten.

Wie häufig bei Selbstständigen waren alle Familienmitglieder mit ihren tagtäglichen Aufgaben im Betrieb vollauf beschäftigt – der aktuelle Arbeitsalltag stand im Vordergrund, die Planung der finanziellen Zukunft wurde verdrängt oder nur sporadisch thematisiert.

Als ich erstmals die Unterlagen sichtete, stellte ich fest, dass im Laufe der Jahre zwei Bankberater und drei Versicherungsvertreter sehr gut an dieser finanziellen Planlosigkeit verdient hatten. Insgesamt hatten die Berater der Familie 15 verschiedene Aktien- und Rentenfonds vermittelt. Fünf dieser Fonds waren sehr solide und wurden daher auf meinen Rat hin von meinen Mandanten weiterhin behalten, die Anteile an den zehn restlichen Fonds wurden verkauft. Mit dem so frei werdenden Kapital konnte die Investition in die aussichtsreichen Anlageformen erhöht werden.

Zusätzlich dazu, dass die verschiedenen Berater meinen Mandanten viel zu viele Anlageprodukte verkauft hatten, investierten auch noch drei dieser Fonds in ganz ähnliche Werte. Meine Mandanten hatten also praktisch dreimal das gleiche Produkt nur von unterschiedlichen Anbietern gekauft. Sinnvoller wäre es gewesen, nicht immer wieder Geld in einen neuen Fonds zu stecken, der sich kaum von dem unterscheidet, an dem man sowieso schon beteiligt ist, sondern einfach das Investment in den schon vorhandenen Fonds aufzustocken. Allerdings erhalten Berater wesentlich höhere Provisionen, wenn sie einen Kunden von einem neuen Anlageprodukt überzeugen, statt ihm einfach zu raten, mehr Geld in eine schon vorhandene Anlage zu investieren.

Als ich meine Mandanten fragte, warum sie diese Investitionen getätigt hatten, reagierten sie mit der hilflosen Bemerkung: »Na ja, das wurde uns empfohlen.«

Diese Antwort höre ich häufig, wenn ich in einem Erstgespräch die schon vorhandenen Anlageformen untersuche. Die Erfahrung zeigt: Nur wenige Berater fragen die Kunden, in welche Anlageformen sie überhaupt schon investiert haben. Mir scheint hier sehr häufig das alte Sprichwort »Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß« als Motto bei der Beratung zu dienen. Denn ein Berater, der nach schon vorhandenen Anlagen fragt, »verbaut« sich – je nachdem, wie die Antwort auf diese Frage lautet – die Möglichkeit einer hohen Provision. Schließlich kann er dann nicht mehr so einfach das gleiche Produkt unter anderem Namen noch einmal anbieten. Die Gutmütigkeit und Unwissenheit von Kunden wird also oft missbraucht, nur um die eigenen Produkte abzusetzen.6

Wer dies vermeiden will, stellt seinen Finanzplan selbst auf und definiert die eigenen Bedürfnisse und das eigene Anlageprofil sehr genau – am besten schriftlich –, bevor er sich beraten lässt.

Doch auch wer sein Anlageprofil realistisch einschätzen kann, ist vor Fehlern bei der Entwicklung einer eigenen Finanzstrategie nicht gefeit. Denn Geld und Gefühl hängen viel enger zusammen, als viele annehmen. Selbst wer glaubt, gute rationale Gründe für eine bestimmte Anlageentscheidung zu haben, trifft seine Wahl doch oft nur »aus dem Bauch heraus«. Dies ist nicht grundsätzlich falsch – auch Intuition darf ein Aspekt sein, der bei Investitionen eine Rolle spielt. Allerdings sollte man sich über diese Dimension klar sein und sie kontrollieren können. Wer sich jedoch bei der Investition in eine Anlage völlig unbewusst von seinen Gefühlen leiten lässt, wird blind für mögliche Risiken.

Inzwischen beschäftigt sich ein eigener wissenschaftlicher Fachbereich – die »Behavioral Finance« – mit der Frage, warum Gefühle das Verhalten von Anlegern oft so stark beeinflussen. Einige der dabei gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse sollte jeder bei der Finanzplanung berücksichtigen. Die wirksamsten Emotionen bei der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Anlage sind Gier und Angst. Gier beschreibt das Phänomen, dass Menschen bei der Investition ihres Geldes vornehmlich von dem Ziel geleitet werden, möglichst schnell möglichst viel zu verdienen. Die Gier nach Reichtum und die daraus entstehende Irrationalität ist ein Problem, mit dem sich nicht nur moderne Wissenschaftler, sondern auch viele Philosophen immer wieder beschäftigt haben. Wie zum Beispel Arthur Schopenhauer (1788–1860), der in seinen »Aphorismen zur Lebensweisheit« feststellte: »Reichtum ist wie Seewasser: Je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man.«7

Wie stark Anleger von Gier und der Hoffnung auf maßlosen Gewinn angetrieben werden, zeigt ein Rückblick auf die Entwicklung des deutschen Aktienmarktes. Im Jahr 2000 war der DAX auf die schwindelerregende Höhe von 8.000 Punkten geklettert. Obwohl die Kurse stiegen – also die Aktien teuer waren –, investierten die Anleger über 54 Milliarden Euro an der Börse. Verantwortlich dafür waren in vielen Fällen die Berater von Banken und anderen Finanzdienstleistern, die ihre Kunden zum Einstieg in den Markt ermunterten und ihnen suggerierten, das wichtigste Motto laute: »Dabei sein ist alles!« Viele Menschen, die damals Aktien kauften, folgten auch blind den angeblich so heißen Anlagetipps mancher Zeitschriften. Getrieben von der Gier nach dem schnellen Geld und der Hoffnung, von dem Boom zu profitieren, verzichteten die meisten Anleger darauf zu überprüfen, was sie überhaupt kauften.

Im März 2003 stürzte die Börse in den Keller, der DAX lag plötzlich nur noch bei 2.000 Punkten. Für die Anleger war die Zeit der Gier vorbei, und die nun vorherrschende Emotion war Angst. Wieder schlug die Stunde der Berater