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© 2020 Steuern aber lustig Verlag GmbH & Co. KG, Römerstraße 50, 64401 Groß-Bieberau

Andreas Görlich: Steuerwissen2go

Crashkurs Steuern für Kleinunternehmer und Freiberufler

2. Auflage

Korrektorat, Satz, Layout: Jeannette Zeuner, Book Designs

Covergestaltung: Ingo Diekhaus, Bild von 123RF.com

ISBN Print:   978-3-944043-03-6

ISBN E-Book: 978-3-944043-04-3

Die Angaben entsprechen dem Wissensstand bei Redaktionsschluss im Januar 2020. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben in diesem Fachbuch trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung des Autors oder des Verlags ausgeschlossen ist.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Verlags und des Autors ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Teil I – Einführung in die Geheimwissenschaft

Die Disziplin Steuern im unternehmerischen Zehnkampf

Hauptsache, Steuern sparen, koste es, was es wolle!

Teil II – Erstkontakt mit dem Finanzamt

Erstkontakt mit dem Behördendschungel

Schreckgespenst Gewerbetreibender

Teil III – So ermitteln Sie Ihren Gewinn

Gewinnermittlungsarten: einfach oder doppelt?

Einfach einfach: die Einnahmen-Überschuss-Rechnung

Betriebseinnahmen

Betriebsausgaben

Mysterium Abschreibung

GWG – das dürfen Sie sofort abschreiben

Teil IV – Steuerarten

Umsatzsteuer – der Umsatzbringer für den Fiskus

Die Gewerbesteuer – ein Unikat

Liquiditätsfalle Steuervorauszahlungen

Die Einkommensteuer – eine für alle

Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer

Teil V – Steuerliche Sonderfragen

Geschäftswagen sponsored by Finanzamt?

Arbeitszimmer – ein Dauerbrenner vor Gericht

Buon appetito! – Bewirtungskosten absetzen

Geschenke erhalten die Freundschaft und senken die Steuerlast

Geschäftlich auf Achse – Reisekosten absetzen

Personalkosten: Was kostet mich mein Mitarbeiter tatsächlich?

Eigenbeleg – Rettungsanker bei fehlendem Beleg

Aufbewahrungspflicht – ab in die Tonne?

Einspruch – so wehren Sie sich gegen den Fiskus

Wenn der Betriebsprüfer zweimal klingelt

Über den Autor

Einleitung

Für viele Existenzgründer und Jungunternehmer sind Steuern eine Geheimwissenschaft, eine fremde und unverständliche Welt, und langweilig noch dazu.

Auch wenn Sie den ganzen Steuerkram mehr als lästig finden, die Vogel-Strauß-Technik – Kopf in den Sand stecken und abwarten – ist keine Lösung. Denn es ist eine Art von Naturgesetz: Nichts ist so sicher wie der Tod und die Steuern. Früher oder später müssen Sie sich mit der Geheimlehre beschäftigen. Lieber früher, denn nicht ­korrigierbare Fehler und verschenkte Steuervorteile kosten ­bares Geld. Steuern sind in jedem Fall eine lohnenswerte Materie, gewiss kompliziert und manchmal schwer verständlich, aber nicht langweilig.

Dieser Ratgeber ist der ambitionierte Versuch, Ihnen die ­komplexe Welt der Steuerparagrafen und Buchungssätze leicht verständlich näherzubringen – ohne dabei an fachlicher Tiefe zu verlieren. Mein Anspruch beim Schreiben war, einen Helfer aus der Praxis für die Praxis zu schaffen, nach dessen Lektüre Sie wissen, worauf es ankommt – damit Sie nicht mehr Steuern zahlen als unbedingt notwendig. Ein praxisorientiertes Steuersparbuch!

Bei der Auswahl der Themen gerät man zwangsläufig in ein Dilemma: Es gibt unendlich viel Interessantes und Nützliches, aber ebenso viel, das für die Praxis wenig hilfreich ist. Was also erwähnen, was weglassen? Aus dieser Themenbreite habe ich ausgewählt, was sich in meiner Erfahrung aus der Steuerberaterpraxis und Dozententätigkeit für Existenzgründer und Jungunternehmer als wichtig und typisch erwiesen hat. Deshalb finden Sie hier keine Sonderfälle oder exotischen Steuertipps, die mit Ihrem Tagesgeschäft wenig bis gar nichts zu tun haben, sondern alltagstaugliches Praxiswissen.

Viel Spaß beim Lesen und Steuersparen!

Ihr Andreas Görlich

Für Anregungen, Kritik und Fragen bin ich immer offen – schreiben Sie mir unter hallo@steuern-aber-lustig.de.

TEIL I

Einführung in die Geheimwissenschaft

IN DIESEM TEIL ERFAHREN SIE …

image  dass Steuern eine wichtige Rolle im unternehmerischen Zehnkampf spielen und der Umgang mit den Finanzbehörden fair ablaufen sollte.

image  dass „Hauptsache, Steuern sparen, koste es, was es wolle“ nicht immer die richtige Einstellung ist – und warum die Erhebung von Steuern notwendig ist.

image  Die Disziplin Steuern im unternehmerischen Zehnkampf

Unternehmer werden ist nicht schwer, Unternehmer sein ­dagegen sehr. Allein ein Meister seines Fachs zu sein, reicht ­heutzutage nicht mehr aus, um erfolgreich ein Unternehmen zu führen. Es braucht mehr: Als Unternehmer sind Sie gut mit einem Zehnkämpfer vergleichbar. Sie sollten in vielen Disziplinen fit sein, wenn Sie auf dem Siegertreppchen landen wollen.

Das Blöde daran: Sie müssen sich auch mit Disziplinen herumschlagen, die bei Ihnen vielleicht nicht beliebt sind oder die sogar Schrecken auslösen. Ein Schreckgespenst im unternehmerischen Zehnkampf sind für viele die Steuern. Aber ob Sie wollen oder nicht: Es führt kein Weg daran vorbei – Sie müssen sich mit der ungeliebten Materie beschäftigen.

Dabei ist es gar nicht nötig, Steuerfachmann oder Bilanzbuchhalter zu sein, um ein Unternehmen zu führen. Sie sollten aber über ein steuerliches Grundwissen verfügen. Dann sind Sie klar im Vorteil: Sie können Ihr eigenes Geschäft im Alltag besser verstehen und weitsichtiger führen. Und vor allem können Sie Geld sparen.

Gleichzeitig sollten Sie nicht zulassen, dass sich das Thema auf Ihrem Schreibtisch zu breit macht, sonst laufen Sie Gefahr, Ihr Kerngeschäft aus den Augen zu verlieren. Denn ein wichtiger Grundsatz lautet: Mit Steuern verdienen Sie kein Geld!

Geld verdienen Sie, indem Sie Ihre Produkte oder Dienstleistungen an den Mann oder an die Frau bringen. Erst dann tragen solide Buchhaltungs- und Steuerkenntnisse dazu bei, dass mehr von dem verdienten Geld auf Ihrem Konto bleibt.

Selbstständige müssen sich um ihre Steuerangelegenheiten selbst kümmern. Das Finanzamt macht Sie nicht proaktiv und umfassend auf Ihre steuerlichen Pflichten aufmerksam. Vielmehr haben Sie eine Holschuld – Sie müssen sich selbst darüber informieren, welche Steuern zu zahlen, welche Steuererklärungen abzugeben und wann diese fällig sind. Ob Sie sich ganz allein durch den Steuerdschungel kämpfen oder sich unterstützen lassen, liegt bei Ihnen.

Selber machen oder zum Steuerberater?

Eines vorneweg: Es gibt keine rechtliche Verpflichtung, einen Steuerberater zu beauftragen. Sie dürfen Ihren Steuerkram auch im Alleingang schultern. Das „Do-it-yourself-Prinzip“ gilt unabhängig von der Unternehmensgröße und Rechtsform. Ob das sinnvoll ist, ist eine andere Frage.

Selber machen oder den ganzen Kram einem Profi geben – die Entscheidung darüber hängt im Wesentlichen von Ihrer Affinität zur Steuerwelt, Ihren Buchhaltungs- und Steuerkenntnissen sowie vom Umfang Ihrer betrieblichen Aktivitäten ab. Steuern sind keine Geheimwissenschaft. Mit solidem Grundwissen und etwas Motivation können Sie Ihre Steuerangelegenheiten durchaus in Eigenregie stemmen. Aber entwickeln Sie keinen falschen Ehrgeiz: Unterschätzen Sie nicht die Komplexität der Materie und überschätzen Sie nicht Ihr eigenes Fachwissen! Wenn Sie mehr Zeit mit Buchungssätzen und Steueranmeldungen verbringen als mit Ihrem operativen Geschäft, ist das betriebswirtschaftlich großer Mumpitz. Und wenn sich dann wegen mangelnder Fachkompetenz auch noch Fehler einschleichen, kostet das viel Geld. Gönnen Sie sich etwas Gutes und holen Sie sich im Zweifel fachliche Unterstützung vom Steuerprofi. Dafür müssen Sie zwar Geld abdrücken, aber gute Beratung spart in der Regel mehr, als sie kostet – und Sie können ruhiger schlafen. Denken Sie dabei auch an die ersparte eigene Arbeitszeit, die für Ihr Kerngeschäft frei wird. Und wenn Sie es richtig anstellen, verdienen Sie mit Ihrer eigentlichen Tätigkeit mehr, als die Kostenersparnis durch das Do-it-yourself ausmachen würde.

Gerade in der Startphase ist die Zeit in das operative Geschäft besser investiert. Zu Geschäftsbeginn ist Ihre wichtigste Herausforderung das „Klinkenputzen“, also die Notwendigkeit, schnell einen Referenzkundenstamm aufzubauen und schließlich Gewinne einzufahren. ­Viele Existenzgründer denken jedoch: „Ich kann mir das Geld für einen Steuerberater sparen; erst wenn sich die Geschäfte entwickeln, ziehe ich einen Steuerexperten hinzu.“ Doch damit haben Sie die Rechnung ohne das Milchmädchen gemacht. Denn wenn Sie von Anfang an Fehler machen oder Steuervorteile zu Ihren Gunsten übersehen, stellen Sie falsche Weichen auch für die Folgejahre und Ihr Nachteil potenziert sich dadurch. Unterm Strich verlieren Sie so eine Menge Geld. Am falschen Ende sparen kommt dann letztlich teurer, als wenn Sie von Beginn an professionellen Rat eingeholt hätten.

Die Frage „Steuern selber machen oder nicht?“ lässt sich aber nicht allgemeingültig beantworten, sondern ist abhängig von den Gesamtumständen des Einzelfalls. Was jedoch pauschal gilt: Der Umgang mit dem Finanzamt und seinen Gehilfen sollte immer fair ablaufen.

Umgang mit dem Finanzamt

Das Thema liegt mir sehr am Herzen: Der Finanzbeamte und auch die Finanzbeamtin ist nicht von Natur aus böse. Und der Steuerpflichtige ist nicht der natürliche Feind des Finanzamts. Vielleicht denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal Ihren freundlichen Fiskalvertreter mit grundlosen Einsprüchen, Dienstaufsichtsbeschwerden oder gar wüsten Beschimpfungen bombardieren wollen. Das mag helfen, Ihrem Ärger Luft zu machen und dadurch Ihr Wohlbefinden zu erhöhen. Doch dem Gesprächsklima tut es keinesfalls gut und Ihr behördlicher Ansprechpartner hält sich danach sicherlich mit kooperativen Vorschlägen zurück.

Der einzelne Finanzbeamte ist nicht für den Wust an Steuerparagrafen verantwortlich, die Ihnen das Leben schwer machen. Aber er besitzt bei vielen Entscheidungen einen erheblichen Ermessensspielraum und kann Ihnen bürokratische Stolpersteine in den Weg legen – oder beiseiteschieben. Finanzbeamte sind auch nur Menschen und machen schlichtweg nur ihren Job. Sie erfüllen eine wichtige Funktion in unserem Staat, weil sie aufpassen, dass sich niemand an seinen steuerlichen Pflichten vorbeimogelt. Das ist gut so! Also: Bleiben Sie fair im Umgang mit den Finanzbehörden – Ihr Finanzbeamter wird es Ihnen mit Hilfsbereitschaft danken.

image  Hauptsache, Steuern sparen, koste es, was es wolle!

Steuern sparen möchte jeder, und zwar möglichst viel. Wenn so mancher Unternehmer „Steuern sparen“ hört, sieht man, wie in seinen Augen die Dollarzeichen aufblitzen und der Verstand auf Kurzurlaub geht. Getrieben von dem Gedanken „Steuern sparen, koste es, was es wolle!“ werden dann Entscheidungen getroffen, die jeder betriebswirtschaftlichen Vernunft entbehren. Hauptsache, Steuern sparen – mit diesem Argument lassen sich dann auch die windigsten Geldanlagen, die marodesten Immobilien und die dubiosesten Investmentfonds an den Mann oder die Frau bringen.

Bei allem Verständnis für den Wunsch, dem Fiskus keinen Cent zu schenken: Das Ziel, Steuern zu sparen, kann immer nur ein Ziel sein, nie das alleinige. Es ist zwar ein schönes Gefühl, den Fiskus an den Kosten für den neuen Mercedes oder für das repräsentative Büro zu beteiligen. Aber ist die Luxuskarosse beim Start in die Selbstständigkeit wirklich notwendig oder tut es der Gebrauchte am Anfang auch noch? Brauche ich das repräsentative Büro oder kann ich auch vom Home-Office aus starten?

In der Praxis herrscht oft der Irrglaube, der Fiskus beteilige sich vollständig an Ihrer Investition in Form einer Steuerersparnis. Das ist aber nicht so. Sie erhalten immer nur einen Bruchteil Ihres „Schnäppchens“ oder im schlechtesten Fall gar nichts vom Finanzamt zurück.

Ihre unternehmerischen Entscheidungen sollten nicht primär durch die Motivation, Steuern zu sparen, getrieben sein.Vielmehr sollte die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit der Anschaffung im Vordergrund stehen. So wichtig und sinnvoll betriebliche Anschaffungen sein mögen, Sie dürfen nicht vergessen: Das für die Investitionen aufgewendete Geld fehlt anschließend in der Kasse. Selbst beim höchsten Steuersatz von 45 %, beim sogenannten „Reichensteuersatz“, mindert eine Ausgabe von 1.000 € die Steuerlast nur um 474,75 € (= Einkommensteuer 450 € + Solidaritätszuschlag 24,75 €, ohne Kirchensteuer). Der Rest, ganze 525,25 €, ist fort. Also prüfen Sie im Voraus, ob Sie sich die Investition leisten können! Es gilt immer: In der Tasche hat derjenige netto am meisten übrig, der am wenigsten Kosten hat.

Von der Notwendigkeit, Steuern zu zahlen

Wenn wir uns über den habgierigen Fiskus und seine Fiskalritter beschweren, vergessen wir: Steuern müssen sein. Eines ist klar: Wer einen Sozialstaat will, muss auch dafür aufkommen. Im Alltag gibt es ­viele Aufgaben, die nur der Staat lösen kann. Bildung, öffentliche Infrastruktur, Gesundheitswesen und soziale Absicherung, innere und äußere Sicherheit gehören dazu. All diese Leistungen finanziert Vater Staat mit den Steuereinnahmen. Ohne diese Gelder könnte er seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen.

Also: Die Notwendigkeit der Steuererhebung steht nicht zur Diskussion – Steuern sind erforderlich. Ob Steuern tatsächlich effizient verwendet werden, ist eine andere Frage, die sehr wohl diskussionswürdig ist. Dies führt uns das „Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler e. V.“ jährlich vor Augen, indem es die Verschwendung von Steuergeldern dokumentiert. Wäre die Misswirtschaft mit Steuergeldern steuerpflichtig, wäre der Staatssäckel wohl gefüllt und die Steuerlast der Bürger könnte gesenkt werden.

TEIL II

Erstkontakt mit dem Finanzamt

IN DIESEM TEIL LERNEN SIE …

image  welche Behördengänge Sie als Existenzgründer erwarten.

image  ob Sie durch die Brille des Finanzamts als Gewerbetreibender oder Freiberufler einzuordnen sind und welche steuerlichen Unterschiede damit verbunden sind.

image  Ihre erste steuerliche Pflicht kennen: das Ausfüllen des steuerlichen Erfassungsbogens.

image  Erstkontakt mit dem Behördendschungel

Viele Gründungswillige schreckt der Wust an Anmeldungen und Behördengängen bei der Existenzgründung ab. Dabei ist das alles gar nicht so schwer, wenn man erst einmal weiß, wo man anfangen muss und welche Behörde für welche Anmeldung zuständig ist. Der erste Behördengang ist davon abhängig, ob Sie aus Sicht des Finanzamts als Gewerbetreibender oder als Freiberufler eingestuft werden. Doch diese Abgrenzung ist in der Praxis oft nicht einfach. Im Zweifel entscheidet das Finanzamt darüber, ob es sich bei Ihrem Vorhaben um eine freiberufliche oder gewerbliche Tätigkeit handelt.

Gewerbetreibender:gefahrgeneigten Berufenzulassungsfreie Handwerkehandwerksähnliche Berufe